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Freds Tagebuch #23

Eintrag #23 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger






"Sie sagen, ´Sie können nicht mehr nach Hause gehen.` Ich wäre froh, zum ersten Mal nach Hause gehen zu können.


Ich verbrachte die ersten fünf Jahre meines Lebens in Amerika und dann, nachdem meine Mutter zur Anführerin unseres Clans aufgestiegen war, wurde ich nach England geschickt. Meine Besuche im Haus meiner Vorfahren im Krüger Park waren selten und kurz und ich habe mich dort nie zu Hause gefühlt. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich im Appartment meines Privatlehrers in London mehr zu Hause als jemals im Hause meiner Eltern.


Die schiere Größe des Gnoll Hauses könnte etwas damit zu tun haben. Der Effekt der ersten Ansicht unseres Familien Landsitzes mit seinen aufragenden Türmchen und Spitzen, wenn Besucher den Hügel erklimmen, war von meiner Mutter sorgfältig berechnet, die einige alte Chateaux gekauft hatte, als Frankreich Geld für den Sino-Gallischen Krieg einzusammeln versuchte. Zum Schrecken von Monsieurs Minister für Antiquitäten, hat sie sie zerlegt und nach Südafrika gekarrt, wo sie wieder zusammengesetzt wurden, um eine prächtige Residenz mit viel zu barocken Proportionen zu formen. Die nächsten paar Jahre verwendete sie darauf, es mit Antiquitäten und Kunstwerken vollzustopfen, die Versailles Konkurrenz machen konnten. Das ursprüngliche Krüger Haus, das selbst schon etwa 100 Räume hatte, diente jetzt als Gäste Unterkunft, während der Landsitz als eine Art von imposantem Museum für den gewaltigen Reichtums meiner Mutter diente. Ich denke, das persönliche Motto meiner Mutter lautet

Meins, meins, alles meins.


Der Landsitz ist mehr als ein Haus, es ist der Sitz der Regierung meiner Mutter und Zentrum des weltweiten Firmenimperiums der Krüger Familie, so daß darin Büros, Konferenzräume und Appartments für ihre Vorstände und Verwaltungsassistenten waren. Es gab Refektorien, Theater und Sporthallen für ihre Unterhaltung. Es gab sogar eine Hubschrauberplattform und ein Krankenhaus. Es ist beinahe eine Stadt für sich mit einer Bevölkerung, die in die hunderte ging. Vierundzwanzig Stunden am Tag, eilten Leute herum und kümmerten sich um Krüger Angelegenheiten -- die Sonne ging niemals unter im Imperium meiner Mutter.


Ich schätze daß, wenn ich mehr meiner prägenden Jahre dort verbracht hätte, ich diese Situation gewohnt gewesen wäre, aber ich fühlte mich jedesmal seltsam, wie ein Eindringling und ich bekomme kein Gefühl von Heimat, bei all den herumwimmelnden Dienstboten. Es ist, wie in einem Hotel zu leben. Ich habe andere Leute davon schwärmen gehört, wie wundervoll es war, im Haus meiner Eltern zu sein, aber sie sind nur von der Umgebung geblendet. Es ist, um ehrlich zu sein, beeindruckend. Wenn man nicht wirklich dort leben muss.


Die persönlichen fürstlichen Ambitionen meiner Mutter schlossen auch ein Livree für das gesamte Personal des Hauses ein, auch von mir wurde erwartet, eine Uniform zu tragen, so daß die Leute mich sofort als Erbe meiner Mutter erkennen konnten. Nicht meine Uniform als Brigade Lieutenant, wohlgemerkt, sondern eine, die meine Mutter selbst entworfen hatte, in unseren Familienfarben (grün und gold, man stelle sich das vor). Meine Mutter trug selber eine taubengraue maßgeschneiderte Uniform, während die meines Vaters eher ein stilisierter Laborkittel war, mit einem Nehru Kragen, in Kohlefarben mit grauen Hosen.


Ich habe Bilder von meinen Vorfahren gesehen und ich denke, sie hätten sich große Sorgen darüber gemacht, was aus Lucretia Krüger geworden war, mit ihrem pseudo-militaristischem Geschmack. Ja, den messerscharfen Verstand einer Meisterstrategin zu haben, kam ihr sehr zugute -- unser Besitz hat sich unter ihrer Leitung fast verdoppelt. Aber in der Gallerie von Porträts lang verstorbener Krüger Verwandten, da gab es eine unübersehbare Veranlagung zu Exzentrizität in ihrer Kleidung, die mich glauben ließ, sie wären ein Haufen freidrehender Spinner gewesen, die entsetzt gewesen wären von dem steifen Stil ihrer Nachfahrin.


Du könntest denken, wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen und ich würde Dir zustimmen. Ich bin in der Tat, meiner Mutter Kind. Nicht alle Aspekte meiner Persönlichkeit sind einzig Folge meiner strengen Erziehung. Ich hätte es nicht ertragen können ohne eine natürliche Neigung zu Ordnung und Selbstverleugnung. Mein Sinn für Pflicht war angeboren und ich verstand vollständig die Notwendigkeit für alles, was mir angetan wurde, wenn man bedenkt welch ein Schicksal für mich bestimmt war.


Allerdings...


Ich kann mich überhaubt nicht an meine Großmutter erinnern, aber ich nehme an, daß sie für meine Mutter extrem hohe Standards gesetzt hat, nach denen sie sich zu richten hatte und meine Mutter hat dann genau diese Standards an mich weitergegeben. Sie ist eine sehr beschäftigte Frau, sehr getrieben, sehr erfolgsorientiert -- sie hätte einen guten General abgegeben, wenn sie die körperliche Größe dazu gehabt hätte. Sie hat die Kaltblütigkeit für den Job, keine Frage.


Alles an meiner Mutter ist kurz angebunden. Ihre Sprache, ihre Manierismen, selbst ihre Statur -- sie mag sagen, ich sei "in ihrer Gebärmutter verkümmert", aber sie und ich haben die gleiche Größe. Mein Vater ließ einmal durchblicken, daß meine Mutter als Kind sehr nervös war, überaktiv, und daß meine Großmutter diese Energie damit kanalisiert hat, daß sie aus ihrer Tocher eine fähige, aber rücksichtslose Verwalterin gemacht hat, indem sie ihr hohe Ziele zu erobern gab. Mein Vater vermutete, daß das was meine Mutter wirklich brauchte, Mitgefühl und Trost wären.


Er versuchte, es ihr zu geben, als sie frisch verheiratet waren. Er sagte, daß er bei ihrem ersten Treffen von ihr geblendet war, daß er nie eine geistig so bewegliche Frau getroffen hätte, daß sie scheinbar fähig war, sofort alles zu verstehen, was er zu ihr sagte, wie komplex auch immer es war -- und stell Dir vor, mein Vater war Robotikingenieur -- und daß sie für eine Hyäne sehr schön war, auf eine niedliche Art. Sie hatte einen exquisiten Geschmack. Sie war nicht verschwenderisch -- alles an ihr war sorgfältig berechnet und ausgemessen. Das launenhafteste, was sie je getan hatte, war ihm einen Antrag zu machen -- und selbst der war in Form eines Geschäftsvertrags formuliert. Sie benötigte einen Ehemann und er war gut qualifiziert für den Job.


Vielleicht war es ihr roboterhaftes Auftreten, daß ihn angezogen hatte. Aber er hätte bemerken müssen, daß sie niemals lachte, nie lächelte -- sie war *immer* todernst. Versuche mit Humor langweilten sie oder irritierten sie sogar als wären sie zu albern. Sie schien auch unfähig stillzusitzen -- sie trommelte mit den Fingern, tippte mit dem Fuß oder bekam einen nervösen tic, wenn sie nicht in ständiger Bewegung war. Er nannte sie seinen Wirbelwind und sie nahm ihm den Atem und haute ihn aus den Socken.


Diese Einblicke in das Verhältnis meiner Eltern habe ich mir über die Jahre zusammengepuzzelt aus gelegentlichen, zufälligen Kommentaren, die mein Vater äußerte, gewöhnlich im Flüsterton. Mein Vater ist auch nicht gerade warm und kuschelig und würde wahrscheinlich genauso glücklich damit sein, sein Leben als lediger Wissenschaftler zu verbringen, der in seiner Forschung aufgeht. Ich habe nur wenige Beobachtungen aus erster Hand zu dem Thema, da ich so wenig Zeit mit ihnen verbrachte, während ich aufwuchs.


Ich bin mir sicher, daß sie immer das Beste für mich im Sinn hatten, aber das lindert nicht die Ressentiments, die ich für sie während meiner ganzen Jugend fühlte. Sie stellten sicher, daß es mir an nichts fehlte -- außer ihrer Zuneigung. Ich hatte immer das Gefühl, daß sie sich nichts aus mir machten. Mit der Zeit waren sie mir dann auch egal.


Selbst meine Triumphe wurden mit wenig Begeisterung aufgenommen. Meine Mutter erwartete schlicht von mir, herausragend zu sein. Mein Verlangen, in Allem gut zu sein, was ich machte, rührt von meinen Versuchen her, sie zu beeindrucken. Aber wie kann man eine Frau wie sie beeindrucken?


Sie ist erschreckend intelligent, äußerst effizient und die größte Befriedigung bereitet es ihr, wenn alles um sie herum wie eine geölte Maschine läuft. Sie versteht die Motivationsmethodik und stellt sicher, daß ihre am Besten arbeitenden Unterlinge großzügige Zulagen bekommen. Und sie konkurrieren erbittert um diese Belohnungen. Man kann also sagen, daß meine Mutter Leute zur Größe inspiriert.


Ich habe keine Ahnung, ob mein Leben anders gewesen wäre, wenn meine Zwillingsschwester überlebt hätte und ihre Nachfolgerin geworden wäre, oder wenn meine Mutter mich nicht der Erbin von Rackenroon versprochen hätte und mich deshalb für meine zukünftige Rolle als Ehemann hätte erziehen müssen. Mit ziemlicher Sicherheit hätte sich gar nichts geändert. Obwohl, vielleicht hätte sie mich vollkommen vernachlässigt, zugunsten meiner Schwester.


Aber sie hätte immer noch das Problem gehabt, daß Rackenroon fortwährend das Familienvermögen verschwendete. Ich lieferte ihr die perfekte Lösung -- durch mich könnte sie Kontrolle über das Land bekommen und so per Stellvertreter das Land auf sicherere finanzielle Beine stellen. Also denke ich, auf meine Weise bin ich weit wertvoller für sie als meine Schwester, oder als ich gewesen wäre, wenn ich als Frau geboren worden wäre, trotz all ihre Klagen darüber, keine Tochter als Erbin zu haben.


Ich glaube nicht, daß sie mich zu einem internationalen Playboy hätte werden lassen. Ich hätte sicherlich mein Brot verdienen müssen, selbst wenn da nicht dieses Rackenroon Problem gewesen wäre. Also dieser Aspekt meines Lebens hätte mit Sicherheit die gleiche Richtung eingeschlagen -- Privatschule, Kaufmannsabschluß, und dann Beschäftigung in einem Zweig des Familienunternehmens.


Aber wenigstens wäre mein Privatleben mein eigenes gewesen. Vielleicht. Meine Mutter hätte vermutlich jedes Mädchen, mit dem ich mich hätte verabreden wollen durchleuchten lassen, um Goldgräber auszuschließen und gute Gene für die Krüger Familie zu garantieren. Schließlich würde meine Tochter Mutters Imperium erben. Nichts geringeres als eine Prinzessin wäre gut genug -- und selbst eine Prinzessin könnte von zweifelhaftem Wert sein, wenn sie nicht den erforderlichen Verstand hätte. Ich wäre vielleicht gezwungen worden, eine entfernte Krüger Kusine zu heiraten, wenn ich darüber nachdenke. Das Mädchen hätte eine gründliche Prüfung bestehen müssen.


Aber indem ich in die imperiale Familie heirate, kann ich ihr die eine Sache geben, die sie nicht haben kann -- eine Enkelin mit königlichem Blut in ihren Adern. Mit all dem Geld meiner Mutter, all ihrer Macht, all ihrer Intelligenz, all ihrem Prestige, kann sie nicht das bekommen, womit meine Tochter geboren würde. Meine Töchter, weil ich wenigstens zwei bekommen muss, eine, die Fürstin von Rackenroon wird und eine die Krüger erbt. Und dann gibt es eindeutig die Möglichkeit, daß Krüger selbst zum fünften Fürstentum erklärt wird, sobald seine Chefin ihren Stammbaum auf Königin Djarro zurückführen kann.


Ich bin sicher, meine Töchter werden in Schloß Gnoll aufwachsen, am Ellenbogen ihrer Großmutter, um zu lernen, wie man ein Imperium führt, zu lernen unschätzbare Antiquitäten als Teil der Möblierung zu akzeptieren, ihre Möglichkeiten verfeinern, mit Aktien zu spielen so wie normale Kinder Limonadenstände aufmachen und vielleicht gelegentlich erlaubt bekommen von ihrem Vater und der Mutter besucht zu werden. Wahrscheinlich nur vom Vater -- ich denke nicht, daß ihre potenzielle Mutter in Krüger willkommen wäre. Oder wollen würde dorthin zu gehen. Ich kann nur hoffen, daß meine Kinder nach mir kommen und nicht nach meiner künftigen Ehefrau.


Das wäre eine entsetzliche Vorstellung, eine kleine Jinjur oder Vyschuss zu haben, die Clan Krüger leitet. Ich frage mich, wie meine Mutter damit umgehen würde..."





Copyright by Kathryn Garrison Kellogg

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