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Freds Tagebuch #49

Eintrag #49 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger





Am folgenden Morgen erwachte ich mit etwas Kopfschmerzen. Die Mädchen gingen zum Bach hinunter und nahmen selbst ein Bad, während Horn und ich Frühstück zubereiteten. Der Buschführer erlaubte jetzt ein Feuer, was eine gute Sache war, weil ich dringend einen Kaffee brauchte. Horn machte Haferbrei und ich briet etwas Schinken. Der Duft davon zog die Mädchen aus den Büschen, mit geweiteten Augen und heraushängenden Zungen.


"Wo hast Du den Schinken her?" wollte eine erstaunte Kathryn wissen.


"Ich habe ihn mitgebracht," sagte ich schlicht. Ich hatte einen vakuumverpackten Streifen in meine Truhe gepackt, als wir das Zeltlager evakuierten, zusammen mit dem Kochgeschirr, daß ich aus der Küche besorgt hatte. Ich war überrascht (und dankbar), daß sie es nicht entdeckt hatte, als sie eingesperrt war.


Sie ergriff meine Schultern und schüttelte mich sanft und verkündete mit einem breiten Grinsen, "Oooooh! ICH LIEBE diesen Mann!"


Ich wußte, sie sagte es nur zum Spaß, aber es war trotzdem erstaunlich nett zu hören. Ich schob bescheiden meine Brille hoch und erwiderte, "Ach, Sie wollen doch nur mein Fleisch..."


Sandy spuckte den größten Teil ihres Kaffees ins Feuer, eine Menge davon durch die Nase.


"Vorsichtig, Lieutenant -- sie könnte wollen, daß Sie ihr das volle Programm bieten," warnte Horn mit einem Lächeln.


"Sie wird warten müssen, bis wir in Kiyanti sind," schnurrte ich verschämt, mein eigenes Lächeln unterdrückend, als ich den Schinken servierte. "Dann werde ich ihr alles kochen was sie will aus diesem Buch -- Fifty Shades of Soße." *


Jetzt war Kathryn an der Reihe, verlegen zu husten. Aha -- also hatte sie es gelesen letzte Nacht! Kein Wunder, daß sie so vertieft gewesen war!


"Vielleicht einige Würstchen mit Brei?" schlug Horn vor. "Oder gefleckte --"


"Jetzt reichts aber! Ihr ruiniert mir das Frühstück!" heulte Sandy angeekelt.


Kathryn jedoch, schickte mir einen amüsierten Seitenblick und begrub ihre Aufmerksamkeit in ihrer Schüssel Haferbrei. Ich glaube ihre Ohren erröteten.



Nachdem wir unsere bescheidenen Mahlzeit beendet hatten, machten wir einen erneuten Versuch, durch die Gnuherde zu kommen. Da schienen jetzt sogar noch mehr von ihnen zu sein, so dicht, wie Fliegen auf Aas. Wir begannen daran zu zweifeln, ob wir unsere Reise fortsetzen konnten und selbst Horn schien an seiner "Abkürzung" zu zweifeln.


Was auch immer wir versuchten, wir konnten einfach nicht durch die Gnuherde, ohne eine Stampede zu verursachen, bis ich auf eine lächerlich einfache Lösung kam, die auf ihrer Herdenmentalität beruhte.


Kathryn staunte über die Dummheit der Gnus -- obwohl sie es ihre "Einfachheit" nannte -- was uns zu einer Diskussion darüber brachte, wie in aller Welt jemand daran denken konnte Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen für eineinhalb Millionen Tiere, die nichts können außer essen, schlafen und mehr Gnus zu produzieren. Ich begann damit, sie in meine Pläne zur Modernisierung von Rackenroon einzuweihen und sie schien nicht nur sehr aufgeschlossen zu sein, sondern sie schienen ihr zu gefallen und sie war begierig darauf sie umzusetzen. Sie war sogar in der Lage eigene ähnliche Ideen beizusteuern. Ich muß sagen, ich war über die Maßen erfreut über ihre Reaktion. Ja, ich KONNTE mit ihr zusammenarbeiten. Tatsächlich stimmten wir beide darin überein, daß wir wahrscheinlich ein großartiges Team abgeben würden.


Sandy war skeptisch, wie erwartet. Sie war der Meinung, daß es nicht gut wäre, Leute dazu zu zwingen ihr traditionelles Leben zu ändern und forderte mich heraus, meinen Plan zu verteidigen -- was ich wie ich glaube, auch ziemlich überzeugend tat. Ich muß sagen, ich war etwas irritiert, daß ein Mädchen aus Amerika Zweifel daran äußerte, daß Technologie dazu verwendet werden kann, die Leben von jedermann zu verbessern, insbesondere in so einem unteriridisch zurückgebliebenen Land, wie Rackenroon, wo die Vorstellung einer "gekochten Mahlzeit" noch immer als ausgefallene Modeerscheinung galt, aber ich denke, ihr Sorge galt eher der Vorstellung, daß ich die eingeborenen Stämme dazu zwingen würde, ihre weidewirtschaftliche Lebensweise aufzugeben und den der westlichen Technokraten anzunehmen. Ihr eigenes Land hatte eine katastrophale Geschichte damit so etwas zu versuchen. Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, daß ich das Leben von jedermann in Rackenroon verbessern wollte, ihnen Wohlstand und ein leichteres Leben bringen wollte und ihnen erlauben wollte, ihre altehrwürdige Lebensweise beizubehalten weil sie es wollten -- nicht weil sie keine Wahl hatten.


"Wenn ich das erreichen kann," schloß ich, "dann habe ich meine Arbeit gemacht."


Sandy zuckte mit den Schultern und schien mir den Punkt zu geben; als Kathryn an mir vorbeiging, langte sie herüber, drückte mir die Hand und lächelte mich an. Meine eigenen Mundwinkel zuckten als Antwort nach oben. Vielleicht war der Albtraum wirklich ein Omen gewesen -- ich ließ sie herein und vielleicht würde sie mir wirklich auf eine Weise helfen, wie ich es mir unmöglich hatte vorstellen können.


Der Tag war schön angebrochen aber das wässrig silbrige Sonnenlicht kündete von Regen und zum Mittag rollten schwere dunkle Gewitterwolken herein, vorangetrieben von einem zunehmend böigen Wind. Horn äußerte die Sorge, daß wir vielleicht vom Sturm überrascht würden, bevor wir die Seilrutsche erreichen würden. Ich versuchte ihn verzweifelt davon zu überzeugen, daß die Götter Selbst zu denken schienen, daß die Nutzung der Nitwan-Pirlwan Brücke eine schlechte Idee war und jeden Hinweis nutzten, den sie hatten, um uns davon abzuhalten sie zu nehmen. Sogar der entfernte Donner klang, als würde er sagen "Verdammt, verdammt, verdammt!"


Aber schließlich war es zu spät, unseren Weg zu ändern; das zu tun, hätte ein beschwerliches Zurückgehen erfordert und uns wahrscheinlich wieder zu den Gnus geführt, oder zu einigen ihrer zahlreichen Verwandten. Wir waren gezwungen zu versuchen, den krokodilverseuchten Derchi Fluß zu überqueren, und das an einem zerbrechlichen, schlecht gewarteten Stahlkabel, bei böigem Wind mit einem Gewitter, das sich über uns entladen würde.


Was konnte schon schiefgehen?


*


Ich habe gerade erst dieses Tagebuch wiedergefunden, nachdem wir uns vier Tage in der Wildnis verirrt hatten, vier höllische Tage, die nicht ohne einige Lichtblicke waren. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie erleichtert ich bin, diese Aufzeichnungen wieder in meinem Besitz zu haben, bei all den Geheimnissen, die sie enthalten -- ich erkenne jetzt, wie leichtsinnig ich war, tatsächlich diese Gedanken zu Papier zu bringen, weil der Inhalt dieses Tagebuchs mich nicht nur zum Verräter erklären würde, sondern die inneren Zusammenhänge unseres Imperiums denen offenbaren würde, die mit Freuden diese Informationen ausnützen würden.


Ich zögere deshalb weiteres aufzuschreiben, weil ich mich damit nur mehr belaste.


Trotzdem muß berichtet werden daß, nachdem wir unseren Buschführer, Trader Horn, an der Seilrutsche über den Derchi Fluß verloren hatten, ich die alleinige Verantwortung dafür hatte, die Erbin und ihre Schwester sicher nach Kiyanti zu bringen. Das habe ich geschafft, trotz des rauhesten Geländes des Landes, schlechten Wetters und trotz des Verlustes all unserer Ausrüstung inklusive meines Handys, ohne das mein GPS nicht funktionierte.


Ich hatte auch die Gelegenheit, das Leben der Erbin zu retten, nachdem sie überbord gegangen war, von der Barkasse, die wir uns bei einem örtlichen Stamm für die Reise den Au Fluß hinauf besorgt hatten, was sie wie es scheint, für immer in meine Schuld gebracht hat. Es hat auch die Ablehnung ihrer Schwester mir gegenüber aufgeweicht, so daß sie mir sogar etwas Respekt entgegenbrachte.


Ich für meinen Teil, habe viel gelernt über diese beiden amerikanischen Mädchen und ich muß sagen, ich bin überzeugt, sie werden brauchbare Erben für die Fürstin abgeben. Sie sind unkonventionell, aber es fehlt ihnen nicht an Witz, Courage und Entschlossenheit. In meinen Augen haben sie alle Tests bestanden, die erforderlich sind, sie als Erben zu qualifizieren. Ich werde in Kürze Ihrer Hoheit meinen Bericht geben.


Noch eine persönliche Notiz... falls Kathryn nicht als Erbin von Rackenroon akzeptiert wird, dann gehe ich wirklich hin und bringe mich um. Sie ist die einzige, die ich je zu heiraten wünsche. Ich... liebe sie.


Aber das darf niemand hier wissen. Ich kann es nicht riskieren, den Hof zu beeinflussen. Meine Aufgabe war es, sie nach Kiyanti zu bringen und ihre Reaktion auf Bedrohungen und Probleme zu testen. Meine eigenen Gefühle sind bedeutungslos. Jetzt, wo ich zurück bin in diesem Schlangennest, muß ich ruhig, kühl und versammelt bleiben -- ich muß ruhig und kühl bleiben, oder sie sammeln mich ein.



Lt. Frederick U. Kruger, Samstag, 25. July, 2071






Copyright by, Kathryn Garrison Kellogg





*Fifty Shades of Gravy passt einfach besser, aber man kann nicht alles haben. Fünfzig Sorten Soße hat einfach nicht den gleichen Wiedererkennungswert.



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