Michael
Freds Tagebuch 26.2
Eintrag #26 Teil 2 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger
Da Der General darauf bestand, blieb ich in der ersten Nacht meines Aufenthalts in Amerika bei ihr und dem Prinzen, aber nachdem ich Zeuge der ehelichen Dynamik des Paars geworden war, entschloß ich mich, ihre Gastfreundschaft nicht länger als unbedingt nötig in Anspruch zu nehmen. Ich sicherte mir eine kleine Zimmerflucht in einem der Appartmentgebäude, die für die Junior Offiziere bestimmt waren, und sobald ich meine Sachen ausgepackt hatte, nahm ich mir einen Moment, um zu entspannen und meine Gedanken zu sortieren.
Der General und ich hatten uns recht ausschweifend über ihre Familie unterhalten -- nun, sie hatte geredet, ich hatte zugehört und Prinz Regulus machte in den seltsamsten Momenten, was er für gewitzte Einwürfe hielt. Was der General erzählte, passte ziemlich gut zu der Geschichte, die ich von der Fürstin gehört hatte, mit ein paar weiteren Einzelheiten.
Obwohl der Prinz von seinem Anspruch zurückgetreten war, wußten sie, daß ihr Sohn in der Erbfolge Songweens stand. Sie stellten sicher, daß er gut heiratete. Während sie ihm nie von seinem Erbe erzählten, stellten sie sicher, daß die Ansprüche ihrer Enkelinnen legitimiert wären, in der Erwartung, daß eines Tages ein Gesandter kommen würde, um nach ihnen zu suchen. Es gab eine Art Verwirrspiel darum, als sie dem Clan präsentiert wurden unter der Vorgabe, sie wären adelige Nachfahren von Gräfin Fisi.
Wann immer Der General diesen Namen sagte, ging ein leichtes Zögern voraus, und wurde dann mit besonderer Betonung gedehnt. Ich bekam den unzweifelhaften Eindruck, daß ihre Verbindung keine freundliche war.
Während der nächsten paar Tage, an denen ich meine vorgebliche Rolle als neuer Sekretär Des Generals ausfüllte, was mir erlaubte, fast ständig an ihrem Ellenbogen zu sein, lernte ich, daß Madame Fisi absolut dagegen war, ihren Enkelinnen zu erlauben das Amt von Rackenroon zu übernehmen. Sie verabscheute Regulus, mißtraute Penthesilia und war entsetzt, als ihre Tochter Tina sich in Arfur verliebte. Aber weil Regulus Identität ein Geheimnis war, konnte sie keinen konkreten Einwand gegen die Hochzeit vorbringen. Tina hatte klargemacht, daß sie keinen außer Arfur als ihren Ehemann akzeptierte. Fisi hatte alles unternommen, um das zu hintertreiben, aber am Ende war sie gezwungen, die Situation zu akzeptieren, sowohl aus Liebe zu ihrer Tochter als auch aus Gehorsam dem Befehl der Fürstin gegenüber.
Penthesilia, hatte selbstverständlich immer Ambitionen für ihre Enkeltöchter. So enttäuscht sie wegen ihres Sohnes war, behandelte sie seine Mädchen wie die Prinzessinnen, die sie hoffte, daß sie eines Tages sein würden. Und sie wuchsen in dem Glauben auf, es wäre, weil Großmutter Fisi eine Gräfin war.
"Sie ist diejenige, an der Sie vorbeimüssen," sagte Der General mir geradeheraus.
"Aber sie hat zwei Enkeltöchter," bemerkte ich, "sicher kann sie überzeugt werden, einer zu erlauben --"
"Wir haben nur eine Enkelin, die qualifiziert ist, Fürstin zu werden," stellte Der General fest. Sie führte das nicht weiter aus und mir fiel kein höflicher Weg ein, es aus ihr herauszuholen.
Je mehr ich sie kennenlernte, desto mehr erkannte ich, daß Der General schrecklich eifersüchtig auf Madame Fisi war. Das war die alte Hyänengesellschaftskonditionierung -- trotz ihrer Macht, war Penthesilia als Gemeine geboren worden. Ihre Heirat mit dem Prinzen war bestenfalls wackelig und müsste von der Fürstin öffentlich bestätigt werden, um ihre Nachkommen zu legitimieren. Natürlich würde niemand -- außer vielleicht Jinjur und Vyschuss -- es wagen, darauf zu bestehen, daß die Grrsns nur illegitim mit Ihrer Hoheit verwandt wären, aber da war immer noch die Tatsache, daß Fisi einen wesentlich besseren Erbanspruch auf die Mädchen hatte, als Penthesilia.
Ich war beinahe zwei Wochen im Lande und ich war noch nicht der Grrsn Familie vorgestellt worden, obwohl sie in Hyänasport lebten. Ich konnte ihr Haus praktisch sehen von der Basis aus. Das Protokoll verlangte, daß ich auf die Schicklichkeit des Generals und auch die Rückkehr von Madame Fisi und ihres Ehemannes warten musste, die auf einer Auslandsreise waren. Der General hatte es deutlich genug gemacht, daß sie in dieser Hinsicht nicht einseitig handeln würde -- das zu tun, würde einen Krieg auf dieser Seite des Atlantiks starten. Fisi würde von der Situation benachrichtigt werden und davon überzeugt werden müssen, es zuzulassen -- und ich wäre derjenige, der das tun müsste.
Als der April in seiner ganzen Blütenpracht zuende ging, unterrichtete Der General mich davon, daß die Gräfin von ihrer Reise zurück war. Da sie noch immer eine aktive Kämpferin war, wurden die Einzelheiten ihrer Reiseorte und was sie gemacht hatte, nicht mit mir besprochen. Der General sagte mir lediglich, daß wir am folgenden Dienstag einen Termin für eine Audienz mit der Gräfin hatten.
Ich hatte noch immer Angst vor Dem General, aber ich hatte gelernt, daß, wenn man wirklich vorsichtig ist mit dem einschleimen, es wirklich möglich war, zu ihr vorzudringen. Die Position, die ich für die Zukunft ihrer Enkelin innehatte, könnte auch dabei geholfen haben in ihrer Einschätzung aufzusteigen. Ich hatte das Gefühl, das alles, was ich in den letzten zwanzig Jahren gelernt hatte, mir sehr zugute kam, während ich meine Rolle spielte, die des unterwürfigen Höflings und loyalen Bedienstetem. Es war nicht einfach, aber ich wußte, daß meine Zukunft und mit ziemlicher Sicherheit mein Leben davon abhing.
Gräfin Fisi lebte nicht in Hyänasport. Sie und der Professor hatten ein kleines Haus auf dem Land, ungefähr eine Stunde Fahrt entfernt und hatten den Bau Tina und Arfur als Hochzeitsgeschenk vermacht. Ich fuhr mit Dem General in ihrem privaten Dienstwagen zu unserer Verabredung. Ich war noch nie in meinem Leben so nervös gewesen.
Nachdem wir vom Chauffeur des Generals aus dem Auto geholfen worden waren, inspizierte Penthesilia mich mit trockener Kritik. Sie legte einen Finger auf meinen Kopf und benutzte ihn, um mich stillzuhalten, während sie sorgfältig meine Mähne kämmte und meine Uniform abstaubte und gerade zog. Sie hielt nur kurz inne, um auf ein Handtuch zu spucken, mit dem sie durch mein Gesicht wischte.
Zufriedengestellt mit meiner Erscheinung, richtete sie ihre Handschuhe und winkte mit ihrem Kinn, um zu bedeuten, daß ich ihr folgen sollte. Ich schluckte und es fühlte sich an, als schluckte ich einen Mundvoll Sand.
Al wir die Stufen, die zu Madame Fisis Haus führten, hinaufstiegen, konnte ich den unmissverständlichen Klang von Schwertkampf hören. Der General klingelte, einige Male, und nach wenigen Augenblicken, sagte ein trällernder Tenor von drinnen, "Ich komme! Komme schon! Immer mit der Ruhe, ich komme --!" Dann schwang die Tür auf, um einen heiteren, rundlichen alten Hyänenmann zu enthüllen, mit einem Mop unordentlichen grauen Haares, stacheligen Koteletten und einer Lederschürze, die mit Chemikalien verschmutzt war. Er grinste ein schiefes Lächeln und seine kleinen, dunklen Augen zwinkerten, wie geschnitze Kohlen, die tief über seinen Schwabbelbäckchen sassen. Füge einen langen Bart hinzu und er hätte Santa Klaue sein können.
"Ahhh, Penny! Gut Dich zu sehen -- Dein neues Prothesenauge funktioniert jetzt perfekt! Du solltest jetzt in der Lage sein, den Flaum von einem Pfirsich auf 50 yards Entfernung abzusengen!" zwitscherte er, und wandte dann seine Aufmerksamkeit mir zu. "Und wer ist das --? Nein, warte, sags mir nicht -- sags mir Nicht --!" Auf die Unterlippe beißend, zeigte er mit behandschuhtem Finger auf mich. "Krüger, richtig? Du und ich sind Cousins, sechs oder acht Generationen zurück, weißt Du, Mutters Vaters Schwesters Bruders Seite oder so. Kommt rein, kommt rein --! Fragt Euren Lakai, was sie trinken möchte, ich schicke sofort etwas raus! Ist es nicht ein großartiger Tag? Fisi ist hinterm Haus bei ihrem Fechtdummi."
Meiner Meinung nach muß jeder, der es wagt, gegen Madame Fisi zu fechten, ein ziemlicher Dummi sein, aber es stellte sich heraus, daß ihr Gegner tatsächlich mechanisch war -- ein wundersam gewandter robotischer Gegner, der ihr gerade ein ziemliches Workout verschaffte. Ich beobachtete mit großer Bewunderung, wie sie sich duckte, auswich, und zustieß, sowohl wegen ihrer Fähigkeit und auch wegen der bemerkenswerten Mechanik, dämpfte aber mein anerkennendes Lächeln, als ich den Ausdruck von Verachtung auf dem Gesicht Des Generals bemerkte.
"Gegen einen Roboter gut zu sein, ist das eine," murmelte Der General, "Gegen einen lebendigen Gegner..."
Ich sah keinen Unterschied. Der Roboter ermüdete nicht, und konnte mit jeder möglichen Angriffs- und Verteidigungsstrategie programmiert werden. Als ein Student der Kunst beobachtete ich den Meister aufmerksam, sah, wie sie sich bewegte, wohin sie sah, wann sie sich entschied zu fintieren oder zuzustoßen, wie sie ihr Gewicht verlagerte, wo ihr Schwerpunkt war, das Spiel des Lichts auf ihren gut definierten Sehnen, wie ihre geschmeidige Form sich wand und streckte...
Ich ertappte mich dabei, wie ich sie auf eine Art und Weise bewunderte, wie ich mir das nie bei einer siebzig Jahre alten Frau hatte vorstellen können. Ich lehnte mich leicht vor und hoffte, Der General würde es nicht bemerken. Das würde ihr bestimmt missfallen.
Die Maschine äußerte ein plötzliches, hohes Quieken, als Fisi einen Ausfall machte und den Todesstoß versetzte, ihr Rapier bis zum Heft in die weiche Zielgegend des Roboters stoßend. Er zuckte, sackte zusammen und ging aus. Sie zog ihre Klinge heraus und ich applaudierte ihr enthusiastisch. "Brilliant!"
Der General "hmpfte" nur.
Madame Fisi schien uns zum ersten Mal zu bemerken. Sie machte einen flüchtigen Salut mit ihrer Klinge, als sie zu uns herüberkam, ihr Schritt so geschmeidig und elastisch wie der einer Katze, trotz ihrer kürzlichen Anstrengung. Sie übergab ihr Schwert ihrem Ehemann und nahm von ihm ein türkisches Handtuch um ihren glänzenden Hals und Brust abzuwischen. Ich fand etwas Interessantes am Rande des Hofes, das mir auffiel.
Sie sah ziemlich genauso aus, wie damals, als ich sie in England traf, kurz vor meinem Abschluß an der Universität. Ihre Mähne war ein wenig weißer geworden und sie hatte ein paar mehr Falten im Gesicht, aber sonst schien es, als hätte die Zeit keine Macht über sie. Sie drapierte das Handtuch um ihre Schultern und nahm einen Schluck aus einer Wasserflasche auf dem Tisch, der im Hof stand, während der Professor nach dem Roboter sah. Mein Vater hätte liebend gern seine Pfoten auf das Ding gelegt.
"Beeindruckendes Spielzeug, Leonard," kommentierte Der General, "Ich sehe, Du hast ihm endlich die Flausen ausgetrieben. Es stirbt jetzt recht hübsch, wenn man es ihm befiehlt."
Er blickte über die Schulter, nickte mit einem Grinsen und ging dann wieder daran, die Systeme zu überprüfen, die hinter einem Panel verborgen waren.
"Er nennt es übrigens 'deine Tochter'," informierte Madame Fisi Penthesilia, "weil er viele Teile aus Deiner Kybernetik für ihre Konstruktion verwendet hat."
"Penny Zwei-Punkt-Null!" rief der Professor freundlich zurück, mit einem Daumen-hoch Zeichen.
Von dem tiefen Grollen, das ich mehr fühlte als hörte zu schließen, gefiel diese Ehre Dem General nicht besonders.
"Ich freue mich zu Diensten sein zu können," rumpelte Der General abfällig.
"Du wirst stolz sein," konterte Madame Fisi, "wenn Leonard es als Robotkrieger perfektioniert. Programmiert zu kämpfen wie die Besten, die die Brigade hervorgebracht hat.
Der Kommentar schien Den General in ihren Spuren zu stoppen. Fisi nahm einen weiteren Schluck Wasser, während Penthesilia über das Konzept nachdachte. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, daß Fisi über diesen kleinen coup feixte.
"Ja, nun... " sagte Der General barsch, "beeil Dich nicht zu sehr damit, die Brigade aus dem Markt zu drängen."
"Oh, nicht um in Kriegen zu kämpfen," sagte der Professor eifrig, "um sie als Trainer zu benutzen! Siehst Du, man kann den Fähigkeitslevel einstellen und sich dann so weit verbessern, daß die Studenten gegen die großartigsten Schwertkämpferinnen der Geschichte kämpfen! Gerade eben versuche ich, mit der adaptiven Software Fisis Bewegungen abzuspeichern...
"Mein Vater würde für einen Blick darauf töten," platzte ich anerkennend heraus. Das fröhliche Gesicht des Professors hellte sich auf, sogar als die beiden Frauen mich finster anschauten, weil ich dazwischen geredet hatte.
"Ach ja, -- wie geht es Deinem Vater?" fragte er mit ernsthaftem Interesse. "Er war so ein --"
"Das erinnert mich an etwas," unterbrach Der General und ich sah die Ohren des Professors erschlaffen, "Ich muss da etwas mit Euch besprechen. Familien... angelegenheiten."
"Ich bin mir dessen bewußt," sagte Madame Fisi und leerte ihre Flasche. "Und meine Antwort lautet noch immer nein. Ich bin jetzt genauso dagegen, daß Kathryn Fürstin von Rackenroon wird, wie ich es an dem Tag ihrer Geburt war," sagte sie fest. "Es tut mir leid, aber Eure Reise war umsonst."
Das "Einen Guten Tag" konnte man sich denken.
Eine unangenehme, ominöse Stille breitete sich über den Hof aus.
"Ach, komm schon, Fisi -- lass uns ihnen wenigstens etwas zu essen anbieten!" protestierte der Professor. "Schließlich hat Penny den Cross-Broncs Expressway ausgehalten, um herzukommen, und der Lieutenant, nun --" Er ließ den Satz offen und winkte vage gen Osten, und deutete so die große Entfernung an, die ich gereist war um an jenem Tag dort zu stehen.
Madame Fisi lenkte widerwillig ein. Der Professor klatschte glücklich in die Hände und watschelte fort in die Küche, während er lebhaft mit sich selbst die Vorteile von Eier Benedikt gegenüber einer kalten Fleischplatte diskutierte und mir kam der Gedanke, daß beide Frauen mit absoluten Spinnern verheiratet waren. Das war eigentlich kein gutes Argument dafür, seinen Ehepartner selbst auswählen zu können.
Und ich hoffte, in diese Familie einzuheiraten...
Plötzlich bemerkte ich, daß Madame Fisi mich kühl abschätzte, mit dem Kopf zu einer Seite geneigt, während sie sich auf den Tisch stützte. "Also, Lieutenant Krüger... Sie sind noch immer hier," bemerkte sie. "Sie haben ihre zehn Jahre auf dem Schiff gesegelt, trotz allem, was Rackenroon Ihnen zwischen die Beine geworfen hat. Sie sind immer noch relativ normal und im Besitz aller Ihrer Körperteile --" ein Blick auf Penthesilia "--was sehr für Sie spricht. Sie haben sechs-Inch Goldmanschetten und sechs Goldknöpfe an ihrem Hemd. Hohe Ehren. Sehr hübsch. Falls sie eine Frau wären, dann wären sie jetzt Major."
"Ich mag es, Lieutenant zu sein, Madame Fisi," stellte ich fest. "Es klingt gut und wenn die Leute sagen 'der Lieutenant', dann weiß jeder, daß ich gemeint bin."
Fisi fuhr mit den Fingerspitzen durch ihre Mähne. "Ich glaube nicht, daß meine Enkelin einen bloßen Lieutenant heiraten sollte," sagte sie mit einem Schnauben.
"Er ist ein Prinz in seinem Land," warf Der General ein.
"Ja -- er ist Lucretias Sohn," stimmte Madame Fisi scharf zu. "Das dürfen wir auf gar keinen Fall vergessen." Ihre Augen verengten sich. "Und es ist bestimmt nicht zu seinem Vorteil."
"Ach, hör schon auf, Fisi --" spöttelte Der General.
"Das kann ich nicht!" bellte Madame Fisi. "Sie würde Rackenroon übernehmen -- sie hat versucht, mein Enkelkind zu kaufen --"
"Unser Enkelkind," erinnerte Penthesilia sie. Ich wünschte, die Ziegelwand würde sich öffnen und mich verschlucken. Ich fragte mich, ob Professor Brown Hilfe in der Küche benötigte...
"Bleiben Sie, wo Sie sind," befahl Fisi mir, obwohl ich mich nicht bewegt hatte. Ich ging in Habacht und mußte mich daran erinnern zu atmen.
"Es ist nicht der Fehler des Jungen," rumpelte Der General langsam. "Wie auch immer Du zu seiner Mutter und der Fürstin stehst, lass es nicht an ihm aus." Sie pausierte, damit das Gewicht ihrer Worte einsinken konnten. "Er ist vielleicht das Einzige, daß das Land retten könnte..."
Madame Fisi zog sich in eine brütende Stille zurück. Sie blickte düster, erst auf mich, dann auf Penthesilia, die in einiger Entfernung neben mir stand. Ich befand mich eigentlich fast komplett in ihrem Schatten.
Du weißt auch, daß er alle Fähigkeiten hat, die ihn dazu befähigen, die Aufgabe des Prinzgemahls auszufüllen," fuhr Der General fort.
"Lass ihn eine der Nichten heiraten," schnappte Madame Fisi. "Kathryn ist eine Amerika --"
"Was vielleicht genau das ist, was Rackenroon benötigt. Fisi -- sei nicht selbstsüchtig. Als wir der Brigade beigetreten sind, widmeten wir unser Leben dem --"
"Kathryn ist nicht auf den Job vorbereitet!" Unterbrach Madame Fisi knapp. "Sie würde die Sache komplett vermasseln! Und nachdem, was Du mir erzählt hast, und was ich beobachtet habe, wäre die Lernkurve steil und tödlich!"
"Sie hätte mich, um ihr dabei zu helfen," sagte ich furchtsam. Ich räusperte mich und fuhr fort, während ich mich zwang, meine Stimme stabiler klingen zu lassen. "Ich habe das notwendige Training sie zu führen. Meine Mutter hat sichergestellt, daß ich alles lerne, vom Protokoll über Politik bis zu... nun, ich wäre vierundzwanzig Stunden am Tag ihr Leibwächter. I... ich könnte sie lehren... eine Fürstin zu sein."
"Wenn Songween es tun kann..." zuckte Der General mit den Schultern, "...wie schwer kann es dann sein?"
Madame Fisi seufzte schwer, irritiert, und legte ihre Stirn in die Handfläche. "Ich werde mich von Euch nicht zu etwas zwingen lassen, von dem ich weiß, daß es in einer Katastrophe enden wird," stellte sie fest. Sie sah mich an, reichte dann herüber und legte eine Hand auf meine Schulter.
"Lieutenant Krüger, es geht nicht gegen Sie persönlich. Mir sind ihre vielen Fähigkeiten und Qualitäten wohl bekannt. Unter anderen Umständen, wäre ich geneigt, ihren Fall zu unterstützen, wenn Sie bei mir um die Hand meiner Erbin angehalten hätten. "Sie zog ihre Hand zurück und verzog das Gesicht. "Aber dieses Macchiavellistische Marionettentheater Ihrer Mutter wird sich Nicht auf meine Familie erstrecken.
"Ich hoffe, Ihr habt Appetit mitgebracht --! sagte Professor Brown als er aus dem Haus auftauchte mit einem großen Tablett, das mit Essen überladen war. Er hielt kurz, als er bemerkte, daß Fisi und Penthesilia sich düster anblickten, und ich dort mit einem gekränkten Gefühl von Enttäuschung. "Wau -- wer ist denn gestorben?" fragte er und hob die buschigen Augenbrauen.
Meine Hoffnungen, meine Träume, meine Zukunft...
"Es ist ein Tod, den ich versuche, zu verhindern," stellte Fisi fest, "den Tod unserer Enkeltochter Kathryn."
"Ach, das," wiegelte Leonard ab, stellte das Tablett ab mit einem tellerklappernden Rums, "die Zukunft ist unbestimmt. Sie könnte eine großartige Fürstin abgeben."
"Leonard -- Du weißt... wie die Dinge dort drüben sind," warnte Madame Fisi ihn. Er leckte etwas Sauce von seinem Daumen und zuckte mit seinen schweren Schultern.
"Jaa, nun -- dafür hat sie schließlich Euch Leute," sagte er und verteilte dann die Teller. "Kommt jetzt, lasst uns essen, bevor das heiße Zeug kalt wird und das kalte warm..."
Fisi beobachtete ihren Ehemann argwöhnisch, als er Portionen von diesem und jenem auf die Teller verteilte und sie herumreichte. Ich fand eine Ansammlung von Dingen in meine Pfoten gedrückt, die ich nie im Leben so zusammengestellt hätte, aber nach der Figur des Professors zu schließen, kümmerte ihn das nicht sonderlich. Ich aß höflich, der Professor aß mit Appetit, und Der General machte den Versuch ihm ein Kompliment für das Essen zu machen, während Madame Fisi es sich auf ihrem Stuhl bequem machte und unglücklich aussah.
"Wisst Ihr, " sagte der Professor mit vollem Mund, "ihr solltet sie das wirklich selbst entscheiden lassen. Schließlich ist es ihr Leben."
"Eine Hyäne von königlichem Blut hat kein eigenes Leben," stellte Der General fest. "Sie kann sich ihre Pflicht nicht aussuchen --"
"Reg hat sich gedrückt," erinnerte sie der Professor.
"Das ist -- was anderes," sagte Der General mit nachlassender Geduld und einem sichtbaren Zucken. Der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte, warum sie den alten Mann mit solcher Rücksichtnahme behandelte, war, daß er vermutlich mit einem Knopfdruck auf eine Fernbedienung ihre Prothesen abschalten konnte, wenn sie ihn zu heftig angriff.
"Nein, das ist es nicht!" protestierte Fisi. "Er lief genau vor dem fort, in das Du Kathryn hineinschicken willst --!"
"Nun -- das war Reginald!" protestierte Penthesilia und wedelte mit ihrem Arm. "Würdest Du ihn wirklich ein Land regieren sehen wollen?!"
"Du würdest," beschuldigte Fisi sie, "weil Du dann Ihn kontrollieren würdest!"
"Mein Ehemann ist ein Idiot," knurrte Penthesilia, "und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich --"
"Meine Damen, bitte!" unterbrach der Professor, in sehr autoritärem Tonfall, und beide Amazonen schwiegen gehorsam. Meine Augen weiteten sich. Was für eine merkwürdige Macht hatte dieser heitere alte Mann eigentlich über sie?
"Lehnstuhlklugscheißerei über die Vergangenheit ist mein Hobby," sagte er ihnen, "genauso wie zu versuchen, eine bessere Zukunft für die meisten Leute zu erschaffen. Der gute Lieutenant hier ist nicht an Eurer schmutzigen Wäsche interessiert, also bitte breitet das nicht vor ihm aus."
Er bedachte sie beide mit einem engelhaften Lächeln. "Der gute Lieutenant will nur das tun, worauf er sein ganzes Leben vorbereitet worden ist. Und da er ein Krüger ist, ist ein Teil des Trainings Blei in Gold zu verwandeln." Er stopfte ein belegtes Brötchen in seinen Mund und kaute zufrieden. "Es gibt eine einfache Methode, dies zu entscheiden, wißt Ihr."
Er blickte beide Damen an und wies dann mit seiner Schnauze auf den Fechtroboter.
"Entscheidung durch Kampf."
Der General und die Gräfin lehnten sich beide in ihren Stühlen zurück, mit ernstem Ausdruck auf ihren Gesichtern. "Genau, wie ihr es tatet, als Arfur Tina heiraten wollte," fügte der Professor hinzu, für den Fall, daß sie die Anspielung nicht mitbekommen hatten. "Der Lieutenant sollte Fisi um das Recht ihre Erbin zu heiraten herausfordern."
"W-was bitte?" stotterte ich, geblendet von der Aussicht.
"Es ist Tradition," sagte der Professor, und schnippte mit seinen Fingern über seinem Kopf.
Ich hörte Den General ein Lachen unterdrücken, aber Madame Fisi war nicht erfreut. "Oh, ja," schnurrte Der General, "das würde alle Probleme lösen, nicht wahr...? Alle Bedenken wegen der Versuche von Madame Krüger, sich in das Fürstentum einzukaufen, oder ob Kathryn Songweens Erbin wird... Wenn es nur der Lieutenant hier wäre, der um das Recht, den Erben der Grrsns zu heiraten..." Sie klatschte weich ihre behandschuhten Pfoten zusammen und rieb sie aneinander, während ihr eines Auge sich vor Schadenfreude in Falten legte.
Mein Kopf schwamm. Ich muss gestehen, daß der Gedanke eines Tages die Gelegenheit zu haben, ein Duell mit Madame Fise auszufechte, seit langem eine meiner Wunschträume war, aber das gute an Fantasien ist, daß sie nie Wirklichkeit werden. Und dies war auch nicht, wie ich gewünscht hätte, daß es passiert -- ein Schaukampf, ja, aber dies -- dies war Irrsinn! Sie war mein Idol, ich hatte ihre Kampfstatistiken immer auswendig gelernt und ich wußte jenseits des Schattens eines Zweifels, daß sie mich innerhalb von zehn Sekunden in Streifen schneiden konnte. Selbst wenn man ihr Alter in Betracht zöge, was offensichtlich kein Handicap für sie war, wenn ich nach dem ging, was ich von ihrem Kampf mit dem Übungsdummi gesehen hatte -- hatte ich nicht den Hauch einer Chance. Das Duell gegen Jinjur wäre nur eine Kissenschlacht verglichen mit einem Duell mit Madame Fisi! Ich rieb mein Bein -- die Narbe schmerzte noch immer ein wenig.
Nun -- vielleicht ist es besser mich von ihr töten zu lassen, dann wäre alles vorüber.
WAS SAGE ICH DA--?!
Ich senkte meinen Kopf und starrte in meinen Schoß. "Ich kann unmöglich... so vermessen sein..." murmelte ich schwach. "Ich würde es nie wagen... und überhaupt, ich... habe mein Schwert nicht dabei..."
Fisi erhob sich und ging zu dem Roboter herüber, entfernte das Rapier aus seiner Halterung. Sie nahm ihr eigenes Schwert auf und legte sie beide über ihre Unterharme, die Hefte nach unten und bot sie mir an.
"Ihre Wahl, Lieutenant. Für das Mädchen. Drei Treffer oder Aufgabe. Penthesilia und Leonard sind die Kampfrichter."
Der Professor lehnte sich zurück, seine buschigen Brauen hoben sich. "ähm, ich... meinte nicht, gleich jetzt," sagte er ärgerlich.
"Jetzt ist so gut wie jede andere Zeit," sagte Fisi ruhig. "Falls, wie Du sagst, das Schicksal der Welt in der Schwebe hängt... kommt vielleicht nie eine bessere Zeit."
"Warte --" Der Professor hob seine Hände. "Du wirst ihn umbringen!"
"Und was willst Du damit sagen...?"
"Oh. Dann lass mich die Fechtkleidung holen und die --"
"Wenn er sie will, dann wird er wie ein echter Krieger um sie kämpfen," beharrte Fisi.
Der Professor atmete aus und rieb sein Schwabbelkinn. Er sah mich an und ich glaubte ein "Tut mir leid, daß ich Dich da reingezogen habe, Sohn" in seinen Augen zu sehen.
Ich starrte die beiden Rapiere an. Es waren beides sehr gute Klingen. Ich griff zu und nahm die eine aus ihrer linken Hand.
Ich wünschte wirklich, ich hätte nicht gerade gegessen.
(Fortsetzung folgt...)
Copyright by Kathryn Garrison Kellogg