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Freds Tagebuch #27.2

Eintrag #27 Teil 2 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger




"Ich stellte fest, daß ich zum schlechtest möglichen Zeitpunkt eingetroffen war. Ein Streit zwischen drei Parteien ging schon seit einiger Zeit, die Großmütter standen kurz davor, sich zu prügeln und die Mutter versuchte, den Anschein von Schicklichkeit für die Feier zu retten für die sie den ganzen Tag verbracht hatte, um sie vorzubereiten. Der Bruder war mit seiner Freundin eingetroffen, die der Mutter nicht gefiel und die Schwester kam zu spät, weil sie beinahe die Party völlig vergessen hatte.


Ich wurde über all das von Helen ins Licht gesetzt, die Waschbärin, als wir zum Esszimmer gingen. Sie war eigentlich eine ganz nette Person, ein bisschen schüchtern vielleicht, aber schließlich reichte die Versammlung aus, einen Brigade Offizier das fürchten zu lehren.


Die Wünsche der Mutter siegten am Ende, hauptsächlich, weil sie den Trumpf des Essens auf ihrer Seite hatte. Sie befahl jedem seinen Sitz einzunehmen und die Gäste gehorchten widerstandslos. Ich würde mit meiner Geschichte warten müssen, bis das Essen beendet wäre -- welches, wenn man die Hyänen kennt, nicht mehr als dreißig Sekunden dauern sollte.



Es gibt Zeiten, in denen ich es bedauere, nicht in einer Familiendynamik aufgewachsen zu sein und dann gibt es Zeiten, zu denen ich froh bin, all die Dramen vermieden zu haben, die Familien gewöhnlich erzeugen. Dies gehörte sicherlich zu einem von der zweiten Sorte. Ich saß an meinem Platz zwischen den beiden Großvätern und konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf meinen Teller, als die Argumente, Kritik und lautstarken Diskussionen um mich herum und über mich hinweg wirbelten. Ich denke, zu einem Zeitpunkt wurden sechs getrennte Unterhaltungen gleichzeitig geführt. Ich gab mein Bestes, höflich und unsichtbar zu sein, und sie gaben alles, mich zu ignorieren, während ich innerlich mehr und mehr Abstand von der Idee gewann, die Enkeltochter zu heiraten.


Die Unterhaltungen hatten so etwas, wie ein gemeinsames Thema, das ich vielleicht registrierte, weil ich für den Gegenstand an dem Abend sehr sensibilisiert war. Und zwar: Verwandtschaftsverhältnisse.


Sie hatten alle erwartet, die Verlobte des Bruders vorgestellt zu bekommen, aber wir bekamen sie nicht zu Gesicht; offensichtlich war sie kurz nach ihrer Ankunft krank geworden und war nach Hause gegangen. War praktisch im Foyer umgekehrt. "Schwanz eingezogen" wie die ältere Schwester, Sandy, es durch einen Mundvoll Erbsen und Stampfkartoffeln beschrieb.



Cleveres Mädchen, diese Verlobte.


Ich war eigentlich überrascht, die Schwester zu sehen, weil Kommentare ihrer Großmutter mich hatten glauben machen, sie wäre tot. Ich fand den Grund für die Ablehnung Des Generals heraus -- Sandy war eine unstandesgemäße Verbindung mit einem Otter eingegangen, einem Witwer mit zwei kleinen Söhnen, dessen Ehefrau in Sandys Ambulanz auf dem Weg ins Krankenhaus vor einigen Jahren gestorben war. Als Rettungssanitäterin, hatte sie ihr Recht ausgeübt, den Körper als Essen zu beanspruchen, nur um einen Anfall schlechten Gewissens zu bekommen, als sie die hinterbliebene Familie traf. Bemühungen, ihr Gewissen zu erleichtern, indem sie der Familie half, resultierten darin, daß sie sich in den Otter verliebte und bei ihm einzog. Sie war nicht mit ihm verheiratet, was für sie die Sache irgendwie in Ordnung scheinen ließ, aber es war klar, daß sie die Einzige war, die so darüber dachte. Nicht nur, daß sie in Sünde lebte, sie tat es auch noch in der Öffentlichkeit mit einer minderen Spezies. Sie war, mit Penthesilias Worten, "für sie gestorben". Sandy bestand darauf, daß sie sich nichts daraus machte, was ihre Familie von ihrem Freund hielt, aber ich bemerkte, daß sie ihn nicht zu der Familienfeier mitgebracht hatte.


"Sandra hat ihre Chancen auf eine gute dynastische Partie für immer ruiniert," verkündete Der General zusammenfassend, "-- anders als unsere kostbare, kleine Kathwyn, deren Aussichten hervorragend sind --!"



Als sie liebevoll die Mähne ihrer Enkeltochter wuschelte, wich Kathryn zurück und quiekte "Oma! Bitte! Du machst, daß sich alle Haare in meinem Nacken sträuben!"


Deine und meine, gleichzeitig, dachte ich grimmig.


Der Bruder erhielt dann einen Anruf auf seinem Handy von seiner Freundin und führte mit ihr ein Gespräch mit einem Finger im abgewandten Ohr, während seine Schwestern, die auf seinen beiden Seiten saßen, spöttische Kommentare über sie machten.


Der Vater, Arfur Senior, am Fuß des Tisches, war damit beschäftigt, die nicht-Hyänen über die Bedeutung eines "guten Stammbaums" in der Hyänengesellschaft aufzuklären. Ich konnte nur Fetzen von dem verstehen, was er sagte, aber die Worte "im Grunde sind wir nur Zuchthengste" schwebten über dem Tisch, während eines momentanen Abschwellens der anderen Gespräche, sehr zur Verlegenheit der armen Fräulein Helen, die ihr Gesicht mit ihren Pfoten bedeckte. Etwas später, glaubte ich ihn eine Geschichte über die skandalösen Umstände erzählen zu hören, wie er und Tina die Erlaubnis zur Hochzeit bekommen hatten -- nicht weil er sie "geschwängert hatte", sondern, weil sie sich schlicht geweigert hatten, jemand anderen zu heiraten. "Der andere Weg wäre uns zu traditionell gewesen," spöttelte er.


Zu dem Zeitpunkt machte der Tiger, Scooter, einen irritierenden Kommentar über Eltern, die sich zu sehr in das Liebesleben ihrer erwachsenen Nachkommen einmischen. Anscheinend ging er zur Zeit mit einem Pferd aus. Da fühlte ich mich einerseits erleichtert und andererseits abgestoßen. Ich meine, ich hatte schon gehört, daß jemand mit seinem Essen spielt, aber...?


Was mein Essen anging, ich arbeitete systematisch an meiner Mahlzeit. Es schmeckte sehr gut, aber bei all dem, was um mich herum vor sich ging, verwandelte es sich in meinem Mund in Sägemehl.


Plötzlich fühlte ich ein leichtes Tippen an meinem Bein, und Professor Brown schob einen Streifen Papier neben meinen Teller.


In kleinen, ordentlichen Blockbuchstaben hatte er geschrieben, ICH LENKE SIE AB, DU SUCHST DAS WEITE.



Ich sah zu ihm auf. Er bewegte den Mund ohne Ton, "Für mich ist es zu spät -- bring Dich in Sicherheit --!"


Ich zuckte mit meinen Ohren zurück und nach vorne, hielt dann das linke aufrecht und das rechte auf Halbmast, was in der Flaggensprache für "Hilf mir!" stand. Er verstand und gluckste.


Mama Fisi, die auf der anderen Seite des Professors saß, fragte ihre Enkelin, "Warum trägst Du nicht die zeremonielle Rüstung, die wir für dich besorgt haben? Es war unser Geburtstagsgeschenk für Dich --"


"Bitte," Kathryn schnaubte, als sie die Soße auf ihrem Teller mit einem Brötchen aufwischte, "Du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, diesen Kettenhemd-Bikini in der Öffentlichkeit zu tragen, oder?"


Kettenhemd-Bikini...? Ich setzte mich etwas aufrechter hin.


"Aber sicher doch!" sagte Fisi, "Unsere Familie hat ein langes und ehrwürdiges Kriegererbe! Du solltest stolz sein, für Deine Spezies Rüstung zu tragen!"


"Rüstung tragen, sicher," schoß Kathryn zurück, "es ist das entblößen der Beine, des Busens und dem dazwischen, mit dem ich ein Problem habe!"


Ich folgte der Unterhaltung jetzt sehr aufmerksam.



"Ihr Mädels seid weich!" beschwerte sich Madame Fisi. "Ihr habt vergessen, was es bedeutet, zu den gefürchtetsten Kriegern des Planeten zu gehören!"


"Ihr habt zu viel Zeit unter den Sanften verbracht," stimmte Der General zu, mit einem düsteren Blick den Tisch hinunter auf Kathryns drei Freunde. "Es ist höchste Zeit, daß ihr ordentliche Kampftaktiken lernt, der Weg des Krieger --"


"Och, Komm schon -- das schon wieder?" jammerte Kathryn. "Schaut, Omas -- ich arbeite bei einer Zeitung. Die Waffe meiner Wahl ist die Feder, nicht das Schwert. Es tut mir leid Euch zu enttäuschen, aber so ist das eben! Ich muß nicht lernen, eine Kriegerin zu sein, weil ich nie eine Kriegerin sein werde!"


Zu diesem Zeitpunkt drehten Der General und Madame Fisi ihre Köpfe zu mir herum.


Ich schluckte.


"Oh, Lieutenant," flötete Der General, "ich denke, es ist Zeit für Ihren Vortrag."


Ich tupfte hastig meine Schnauze ab und stand auf. "Bevor ich anfange - es wäre vielleicht für Alle bequemer, wenn wir uns ins Wohnzimmer begeben würden...?" schlug ich vor.


"Eine ausgezeichnete Idee!" dröhnte Der General, als sie Kathryns Schulter mit einem festen Griff umschloß, "Lasst uns zur Höhle rübergehen!"


Ich war einfach nur froh, aus dem Esszimmer herauszukommen...


*

Die Höhle war ein bequemer Raum mit einem breiten Kamin aus Feldsteinen an einem Ende und einer Gruppe bequemer, abgewetzter Sofas, die die Familie in einen losen Halbkreis schoben und sich darin mit dem Gesicht zu mir niederließen. Ich stand mit dem Rücken zum Feuer, teilweise, um mein Gesicht zu verbergen, welches gelegentlich nervös zuckte, wie ich bemerkte (mir wurde später versichert, daß ich mit so perfekt unbewegtem Gesicht dagestanden hatte, daß alle dachten, ich hätte überhaupt keine Gefühle). Sobald jedermann einen Platz gefunden hatte und eine respektvolle, neugierige Stille über die gerade noch lebhafte Gruppe gekommen war, räusperte ich mich und begann zu sprechen.


"Was ich heute Nacht zu sagen habe, mag Ihnen unangenehm sein," stellte ich voran, "und dafür möchte ich mich entschuldigen. Aber ich habe die Geschichte direkt von den Lippen Ihrer Hoheit, der Fürstin von Rackenroon selbst..."


Ich erzählte ihnen, daß Songween die Tochter von Poenari war, die ihrerseits die Tochter der Königin der Maramasai gewesen war und wie Songween ihren Prinzgemahl in einem Wutanfall umgebracht hatte, nachdem sie ihren dritten Sohn geboren hatte, und sie sein "dämliches Y-Chromosom" für ihr Versagen eine Tochter zu bekommen, verantwortlich machte. Ich führte aus, wie Songweens drei Söhne eine Enttäuschung für sie waren, wie Regulus -- oder Reginald wie sie ihn kannten -- von zu Hause fortgelaufen war und Romulus und Remus beide ohne Nachkommen gestorben waren. "Remus starb bei einem Hotdog Wettessen, als der Hund zurückbiss," erzählte ich ihnen, "und Romulus Ehefrau verließ ihn kurz nach der Hochzeit, "unerträgliche Dummheit" als Grund dafür nennend, ihn zu verlassen. Sie hätte zu ihrem Clan zurückkehren sollen, aber sie kam nie an... und Romulus tötete sich selbst vor Gram über den Verlust."


Ich sah Reginald nicht an, als ich sprach, aber ich sah die Anderen Blicke zu ihm werfen. Er lümmelte sich in einem Lehnstuhl mit den Händen über dem Bauch gefaltet und starrte durch seine Zehen ins Feuer.


Ich erzählte ihnen, wie die Fürstin Jahre damit verbracht hatte, die Ansprüche der Familien ihrer Schwestern abzuwehren, aber jetzt zwang sie ihr hohes Alter. Ich ließ absichtlich den Teil über den möglichen Weltkrieg aus, wegen der politisch empfindlichen Natur dieser Information und die gemischte Zuhörerschaft an diesem Abend. Eine gemischte Zuhörerschaft die drei verdammte Zeitungsreporter einschloß --!


Ich fuhr damit fort, daß mit der Aussicht zu sterben, ohne eine Erbin zu haben und ihr Land unter ihren Rivalen aufgeteilt zu sehen, die Fürstin eine Proklamation verfasst hatte, die die jüngste Enkeltochter ihrer Blutlinie zu ihrer Nachfolgerin erklärte.


Ich fasste zusammen, "Und da kommen Sie ins Spiel, Fräulein Grrsn."


Sie sah verblüfft und nachdenklich aus. "Wow," sagte sie endlich, "Ich hatte einen Onkel Remus?"


Ihr Großvater Leonard, der hinter ihr saß, gab ihr eine Kopfnuss. "Ist das alles, was Du mitbekommen hast?" bellte er.


Ich langte in die Innentasche meiner Jacke, wo ich die kostbare Schriftrolle der Fürstin aufbewahrte und zog sie heraus, das Siegel intakt. "Ich wurde entsandt, den verlorenen Sohn Ihrer Hoheit zu finden und in die Pfoten seiner jüngsten Enkeltochter diese Kopie des Ediktes der Fürstin zu legen. Sie wird sehr erfreut sein, von meinem Erfolg zu erfahren!"


Ich schritt bei diesen Worten zu ihr herüber und Leonard nötigte sie dazu vom Boden aufzustehen. Sie sah mich argwöhnisch an. Ich reichte nach vorne, ergriff ihre Pfote und plazierte die Schriftrolle hinein, hielt sie da für einen Moment, ihre Pfote und die Schriftrolle zwischen meinen Pfoten.


"Meine Urgroßmutter ist noch am Leben?" fragte sie. Ich überlegte meine Antwort.


"Nach... gewisser Definition des Begriffs 'leben', ja," sagte ich ihr.


Sie ruckte ihre Pfote frei, ihre Finger um die Schriftrolle, die sie anstarrte, als machte sie ein ominöses tickendes Geräusch. "Also... ich muss jetzt sofort nichts deswegen unternehmen, oder?" vermutete sie mit geweiteten und besorgten Augen. "Ich meine, es ist doch nicht so, daß ich zu diesem abgewrackten und ruinierten Ort morgen schon aufbrechen muss -- richtig?"


Ich zögerte, als ich versuchte eine ordentliche Antwort zu fassen, aber Der General zwang mich dazu. Ihre PFote auf Kathryns zusammensinkende Schultern legend, sagte sie, "Du musst jetzt nach Rackenroon reisen und Dich selbst der Fürstin präsentieren, um als Thronanwärter anerkannt zu werden.!"


"Hah, hah, hah --!" höhnte Sandy mit einem bösen Grinsen zu ihrer Schwester. Der General klemmte sie sich unter einen muskulösen Arm.


"Und Du wirst Deine Schwester begleiten, als ihr Leibwächter!" befahl sie ihr.


Sandy wand sich vor Panik. "Was? Warum ich?"


Der General gab ihr eine warme Umarmung. "Wer wird die Erbin besser beschützen, als die zweite der Thronfolge, die den Job nicht will?" schnurrte sie sanft.


"Ach, das ist so unfair!" schmollte Sandy. "Das ist Scheiße!"


"Hey -- Du machst doch Witze, oder?" fragte der Tiger mich. "Das kannst Du doch nicht ernst meinen, daß Reggie ein afrikanischer Prinz ist und Kathy Fürstin werden soll? Das ist doch alles ein Riesen Streich, den ihr zu ihrem Geburtstag spielt, nicht wahr?"


"Das ist kein Witz," versicherte ich ihm. "Um genau zu sein, die Situation ist schrecklich ernst."


Er machte einen erstickte Geräusch durch die Zähne. "Nun, dann habt ihr aber ein Problem, weil sie --"


"Herr Kildall," rumpelte Der General und er erstarrte, wobei sein Schwanz ganz buschig wurde, "haben Sie nicht etwas sinnvolleres zu tun -- zum Beispiel sicherzustellen, daß ihre inneren Organe in ihrer Bauchhöhle bleiben...?


"Ich glaube, ich höre den Ofentimer, ich seh mal schnell nach, Frau G --" sagte er und verschwand in einem orangenen Wisch. Der General seufzte gereizt.


"Kathryn, Du mußt wirklich Deine Lakaien besser aussuchen!"


"Oma, sie sind keine 'Lakaien', das sind meine Freunde!" schnappte Kathryn.


"Wasauchimmer," harumpfte Der General und rollte mit dem Auge. Ich bemerkte, daß die Schlange sich um die Waschbärin gewickelt hatte, aber ob er sie zu beschützen versuchte, sie essen wollte, oder versuchte, sich hinter ihr zu verstecken, war unklar.


Madame Fisi stand jetzt neben ihrer Enkelin, als Kathryn unbehaglich die Schriftrolle ansah. "Mach schon, Kind -- brich das Siegel," drängte sie, "und lies, was die Fürstin geschrieben hat"


Die Hyäne sah mich an, ihre Brauen besorgt und ich nickte stumm zu ihr herüber. Als jedermann mit angehaltenem Atem zusah, brach sie das Siegel und öffnete die Schriftrolle.


Ich wußte wirklich nicht genau, was da stand und da sie es nicht laut las, kann ich hier nichts über den Inhalt sagen, aber ich bemerkte, daß eine nachdenklicher, fast düsterer Ausdruck ihr Gesicht überflog, als sie es las.


"Also... wie komme ich nach Rackenroon?" fragte sie mit emotionsloser Stimme.


"Der Lieutenant wird sie dorthin begleiten," antwortete Madame Fisi, langte herüber, um mich zu ihnen herzuziehen. Sie nahm meine Pfote und plazierte Kathryns hinein, hielt die beiden zusammen. "Er wird Dein Mume Kuwa sein. Ihr seid jetzt Kushiriki."


Ich hörte ihre Mutter nach Luft schnappen.


Kathryn reagierte, indem sie ihre Hand freiruckte und einen Schritt von Madame Fisi und mir zurücktrat. Da war jetzt ein Zug von schockierter Wut auf ihrem Gesicht, der mir ins Herz stach, auch weil ich ihre Gefühle genau verstand. So hätte sie nicht von ihrer Verlobung erfahren sollen.


"Willst Du mich auf den Arm nehmen?" schrie sie, "Dies ist das Einundzwanzigste Jahrhundert! Niemand hat mehr arrangierte Ehen!"


Madame Fisi versuchte geduldig zu bleiben. "Enkeltochter, das Schicksal unseres Clans liegt in Deinen Pfoten. Wenn Du Fürstin bist, wirst Du einen passenden Ehemann --"


"Passender Ehemann? Passender Ehemann?" schrie sie, "Ich kenne den Typen ja nicht einmal!"


"Der Lieutenant ist ein Prachtexemplar --" begann Der General sie zu versichern; dann sah sie mich lange an, zuckte die Schultern und endete mit "Oh, na gut -- aber er kommt aus einer guten Familie!"


Sie schaute düster und fügte hinzu. "Das ist nichts, was Du zurückweisen kannst. Das ist eine Frage von Pflicht und Ehre --"


"Ich scheiß auf "Pflicht und Ehre!" Kathryn knurrte. "Merkst Du nicht, daß das mein Leben ist über das wir reden und ich werde keinen völlig fremden aus einem Dritte-Welt Drecksloch heiraten!"


Dann sah sie mich über ihre Schulter her an und sagte, "Er -- sollte keine Beleidigung sein --"


Ich hob respektvoll eine Hand. "Hab ich auch nicht so verstanden. Es ist ein Drecksloch."


Sie fuhren noch weitere angespannte Minuten mit ihrem Streit fort, während ich bei mir dachte, daß Madame Fisis Bedingung für ihre Erlaubnis, an der Einwilligung ihrer Enkeltochter zu der Heirat hing. Fisi hatte ihr Ende des Handels eingehalten - versuchte sogar die Sache zu unterstützen -- aber nie im Leben könnte man das als "akzeptieren" auffassen.


Als das Schreien etwas abebbte, sagte ich ruhig und verständig, "Fräulein Grrsn, bitte hören Sie mir zu. Ich bin auch nicht glücklich damit, das versichere ich Ihnen. Ich denke es ist albern und archaisch. Ich würde es auch vorziehen, mir meine Frau selber auszusuchen. Es tut mir leid, daß Sie das auf diese... plötzliche und schockierende Weise herausfinden mussten. Wenn es in meiner Macht stünde, d --"


"Du -- halt die Klappe," sagte sie ausdruckslos. Zum zweiten Mal traf mich ihre Zurückweisung und meine Schultern sackten herab. Ich schaute zu Boden.


"Jawohl, Ma'am," murmelte ich. "Es... tut mir leid, Ma'am."


"Du solltest nicht unhöflich zu dem Lieutenant sein," sagte Madame Fisi kalt. "Du hast keine Ahnung, was er durchgemacht hat, um Dir diesen Antrag zu machen."


"Ein Arrangement ist kein Antrag," Kathry knurrte. "Es ist ein geschlossener Vertrag, von jemand anderes für jemanden, der sich nicht wehren kann. Arrangierte Ehe --! Wie könnt ihr Leute es wagen, mir das anzutun? Keine von Euch hatte arrangierte Ehen, warum denkt ihr --"


Ein Gedanke dämmerte ihr plötzlich und sie hielt mitten im Wort inne, "-- oh".


Sie rieb ihr Gesicht mit ihrer Hand. "Wie lange wusstet ihr davon?"


Ihre Großeltern wechselten unbehagliche Blicke.


"Ja, Mutter -- wie lange?" stimmte Tina Grrsn ein, die Fäuste in ihre üppigen Hüften gestützt. Sie schien nach ihrem Vater zu kommen, was die Form anging.


"Daß Reginald mit der Fürstin verwandt war? Seit ich ihn getroffen habe," bot Penthesilia an.


"Und Du hast nie etwas zu mir gesagt?" forderte Arfur Senior geschockt.


"Wir wolltn nich, dasses Euch in'n Kopf steicht," zuckte Reginald die Schultern. "Un übahaup, is ja nich so, als obwa fürn Besuch nach Haus könntn, oder was. Wir ham uns total inne Haare, ich und meine Mama."


"Also, warum will sie Dich dann jetzt nach all den Jahren zurück?" fragte Tina.


"Hast Du nicht zugehört?" sagte der junge Arf, "Sie ist alt, sie braucht eine Erbin, hier ist Kath. Badabing. Hey, kann ich nach Rack'n'Booty mitkommen?"


"Hast Du nicht schon eine Freundin?" grollte Kathryn und rollte mit den Augen.


Ma Grrsn sah mich von oben bis unten an. "Und wie passt Du in all das hinein?"


"Meine Familie hat eine beachtlich Geldsumme an die Fürstin gezahlt, für mein Recht, in die königliche Familie einzuheiraten," stellte ich fest. An ihre Tochter gewandt fuhr ich fort, "Fräulein Grrsn, versuchen Sie bitte zu verstehen... Sie und ich wurden einander versprochen, in dem Moment, als Sie geboren wurden. Es liegt nicht in unseren Händen... es tut mir leid. Vielleicht, mit der Zeit, könnten wir --"


"Beachtliche Summe Geld?" wiederholte sie argwöhnisch, mit verengten Augen. "Du meinst, Deine Familie hat mich gekauft --?"


Ich hörte Madame Fisi husten.


"Äh... nicht genau," grenzte ich es ein. "Sehen Sie, meine Familie... nun, wir haben die Fürstin seit einiger Zeit finanziell unterstützt und meine Mutter entschied, daß, um etwas für ihr... Investment... zurückzubekommen, sie mich wenigstens als Rechnungsprüfer bei Ihrer Hoheit installieren könnte, und, ähem... nun, es ist ziemlich... m-meine Mutter dachte, wenn ich mit der Erbin Ihrer Hoheit verheiratet wäre, dann... vielleicht..."


"Deine Familie... ist wohlhabend?" riet sie, zögernd. Ich fühlte, wie mein Magen kalt wurde.


Ich hörte jetzt Professor Brown husten.


Mich an den einzigen Strohhalm klammernd, der mir geblieben war, zog ich das "Verlobungsgeschenk" meiner Mutter aus der Tasche und hielt es ihr hin. "Meine Mutter schickt Ihnen diese Mitgift -- sie sagte, wir könnten noch einige Nullen hinzufügen, falls es nicht ausreicht."


Sie pflückte es aus meinen Fingern, als wäre es ein vielgebrauchtes Taschentuch. "Ach, Louie, komm schon -- Mitgift? Das kannst Du jetzt nicht ernst --"


Dann sah sie auf den Scheck und schnappte nach Luft. Ihre Augen wurden glasig, als sie flüsterte, "Hai chihuahua!" Ihr Kopf flog hoch und sie starrte mich an.


"W-wo hast Du soviel Geld her?" sie quiekte vor Schreck. "Du bist doch nur ein Lieutenant --!"


Ich riss mich zusammen, mit verwundeter Ehre. Mir stand es bis obenhin. Ich konnte auch grob sein. Und ich hatte den richtigen Akzent, um es vernichtend zu gestalten.


Ich schluckte, hob meine Nase, faltete meine Hände hinter meinem Rücken und sagte ihr mit stumpfer Kühle, "Meine Familie ist stinkreich. Das Heim unserer Ahnen wurde auf einer Goldmine errichtet. Wir sind die Krüger, wie in AfrikaTech-Krüger, Krüger Holdings LLC, Krüger Aerospace, Krüger Financial Industries... Ich glaube, Ihr Großvater Leonard kann Sie in vieles davon einweihen, falls es Ihnen unbekannt sein sollte... diese Lieutenant Sache ist lediglich etwas, von dem meine Mutter dachte, es würde mir bei den Höflingen der Fürstin helfen, die alle denken, die Sonne dreht sich um die Hyänenbrigade. Meine Familie finanziert die Maramasai seit Jahren. Sie haben sogar die Währung nach uns benannt -- der Krüger rand."


"Ich habe Dir doch gesagt, er kommt aus gutem Hause," sagte Der General mit einem Lächeln.


Kathryn starrte weiter auf den Scheck und ihre Familie rückte näher, um über ihre Schulter die Höhe zu lesen.


Aber sie erlaubte ihnen nicht, es zu sehen. Sie machte eine Schau daraus, den Scheck zusammenzuknüllen und mir ins Gesicht zu werfen, während die Familie vor Aufregung und Schrecken nach Luft schnappte. Er prallte von meiner Brille und fiel auf den Boden.


"Ich will Dein Geld nicht!" knurrte sie, zerknüllte die Schriftrolle und warf sie mir auch ins Gesicht. "Ich will Dein Fürstentum nicht --" sie spuckte, als sie sich an mir vorbeischob, "-- und ich will DICH nicht! LASST MICH ALLE IN RUHE!"


Sie stürmte aus dem Zimmer und eine entfernte Tür knallte. Etwas fiel von einer Wand und knallte auf den Boden.


Es gab eine unbehagliche Stille in dem Raum, nur vom knistern des Papiers unterbrochen, als ich den Scheck und die Schriftrolle aufsammelte, Trümmer meiner zerschmetterten Ambitionen. Mit besonderer Sorgfalt glättete ich sie und steckte sie zurück in meine Tasche.


"Ach, sie will sich nur interessant machen," versicherte Der General mir, "Ich werde mit --"


"Nein, nein, Ma'am." ich seufzte, "es ist vorbei. Madame Fisi sagte, sie würde mich aus eigenem freien Willen akzeptieren müssen. Das ist eindeutig nicht passiert und wird auch nie passieren."


"Sie ist nur ein Kind -- sie weiß noch nicht, was sie will --" spottete Der General.


"Sie ist fünfundzwanzig," erinnerte Fräulein Sandy sie trocken. "Weißt Du -- wie man auf dem Kuchen lesen kann." Ihre Mutter stieß sie an.


"Gib ihr ein paar Minuten, sich zu beruhigen, Sohn," schlug der Professor vor. "Die Frauen in dieser Familie haben ziemlich harte Schädel aber sie lassen mit sich reden."


Ich konnte mir nur vorstellen, wie er Madame Fisi in den letzten paar Wochen bearbeitet haben musste, sie zu überzeugen mir ihre Unterstützung für mein Vorhaben zu geben. "Ich danke Ihnen, Sir, aber ich denke, ich werde jetzt besser gehen. Es gibt keinen weiteren Grund für mich, noch länger hier zu bleiben. Ich habe meine Antwort bekommen -- es ist nicht die Antwort, auf die ich gehofft hatte, aber damit muß ich leben. Danke, daß Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, mit ihr zu sprechen."


Der junge Arfur kam zu mir, klopfte mir auf die Schulter, was mich erschreckte. "Aghn, Du willst meine Schwester sowieso nicht," versicherte er mir, "sie kann noch nicht mal ein Scheckbuch führen, geschweige denn ein Land. Hey -- nur um Dir zu zeigen, daß wir nicht alle Trottel sind -- laß uns ausgehen, die Kante geben, vielleicht ein paar Damen anschauen --"


"Ich fürchte, ich bin versprochen," entschuldigte ich mich mit einem zucken.


"Sie hat Dir einen Korb gegeben, Alter!" meinte er mit einem höhnischen Schnauben.


"Ich bin... der versprochen... die sich als Erbin der Fürstin herausstellt," murmelte ich ungeschickt. Der junge Arfur sah mich erstaunt an.


"Woah. Du hast aber ein Scheißleben."


"Du hast ja keine Ahnung," seufzte ich grimmig.


Er zuckte mit den Schultern. "Wie auch immer, Alter. War nett, Dich zu treffen. Ich bin dann mal weg --"


Keiner von uns hatte bemerkt, wann Madame Fisi den Raum verlassen hatte, aber als sie zurückkehrte, hatte sie Kathryn im Schlepptau. Das Mädchen sah bedrückt aus. Fisi sagte zu mir, "Ich glaube, meine Enkeltochter hat Ihnen etwas zu sagen, Lieutenant..."


Sie gab dem Mädchen einen Schubser in meine Richtung. Kathryn schaute auf den Boden, und hob dann ihre Augen auf meine Höhe mit einem Ausdruck von Mißtrauen und Bewunderung und fragte,


"Hast Du -- wirklich mit meiner Großmutter um das Recht gekämpft, um... meine Hand anhalten zu können?"


Alle Köpfe im Raum drehten sich gleichzeitig in meine Richtung. Ich nickte langsam, mit einem Schulterzucken.


"Wo... wo ist die, äh... Schriftrolle hin?" fragte sie im Versuch lässig zu klingen, aber da war dieser angespannte Klang in ihrer Stimme. Ich zog sie heraus und reichte sie ihr und öffnete sie und las sie noch einmal.


"Ich...schätze..." sagte sie langsam, "...daß ich das zumindest erst mit der Fürstin besprechen sollte."


"Wenn Sie es wünschen," bot ich an, "dann könnte ich sie gleich für Sie anrufen --"


"Nein. Ich denke, das ist etwas, das ich persönlich tun muss." stellte sie fest.


Es gab eine hörbares Ausatmen von jedermann im Zimmer.


"Okay! Wer will Kuchen?" fragte Ma Grrsn heiter.


Es war beruhigend zu wissen, daß kein Drama der Welt dieser Familie den Appetit verderben konnte.


(Fortsetzung folgt)



Copyright by Kathryn Garrison Kellogg


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