Eintrag #34 Teil 1 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger
"Als ich aufwuchs, war Madame Fisi mein Idol, ich hätte mir nie träumen lassen, daß ich sie eines Tages täglich sehen würde, sie in meinem Auto herumfahren würde und mit ihrer Enkelin verlobt wäre. Da ist etwas dran an dem Spruch "sei vorsichtig mit dem, was Du Dir wünschst..."
Während Kathryn arbeitete, hatte die große Dame, genau wie ich, nichts mit dem sie ihre Zeit verbringen konnte. Sie hielt nicht viel davon, in einem Cafe herumzulungern und Kaffee zu trinken und so endete ich an den Tagen, an denen ich in der Stadt war, damit, sie für verschiedene Besorgungen herumzuchaufieren.
Das war für mich eine große Ehre und eine seltsame Situation. Ich meine, wie spricht man mit einer Person von ihrem Format? Ich schätze, ich hätte mir Ratschläge von den Fahrern im Fort geben sollen, aber dies war nicht ganz dasselbe... außerdem, Madame Fisi und ich würden eines Tages "Familie" sein.
Es ist möglich, daß sie sich nur mit mir vertraut machen wollte und diese Zeit für eine sehr subtile Art von durchgehendem Interview nutzte, um sich selbst zu versichern, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, Kathryn das Edikt der Fürstin annehmen zu lassen. Fisi war schließlich eine sehr erfahrene Geheimagentin und kannte alle Tricks. Und weil ich das wußte, war ich ständig auf der Hut solange ich mit ihr zusammen war. Es war wie ein Duell, nur ohne Worte.
Es ist auch möglich, daß sie es lediglich genoß, einen uniformierten Offizier zu haben, der sie in einem Auto begleitete und dafür garantierte, daß sich alle Köpfe drehten, wohin wir auch gingen. Andererseits, war Fisi eigentlich nicht die Sorte Leute, die Aufmerksamkeit erregen wollte. Es sei denn natürlich, sie wollte bestimmte Leute wissen lassen, daß sie sich in New Yak City befand und nicht mit einem Messer in der Hand zwei Fuß hinter ihnen im Schatten lauerte.
Mit Madame Fisi gesehen zu werden, könnte auch meine Bekanntheit dramatisch steigern. Das könnte sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein, wenn genau die gleichen, bestimmten Leute sich zu fragen begannen, warum ich den Chauffeur für Madame Fisi machte.
Sie schien sich in der Stadt unbehaglich zu fühlen. Es war ein Ort voll mit Tieren, die Hyänen mit Verachtung betrachteten und von Gesetzen geschützt waren, die jeden Aspekt des Lebens umschrieben. Während ich es gewohnt war, folgsam zu sein, war es Madame Fisi ganz klar nicht. Es machte sie unruhig. Obwohl sie nicht die Art von unendlicher nervöser Energie zeigte, wie meine Mutter, standen ihre Augen doch niemals still, nach etwas suchend, das da sein könnte, oder auch nicht.
An diesem besonderen Tag, verlangte sie, daß ich sie zu einer Fahrt aus der Stadt heraus mitnahm, ohne mir ein Ziel zu geben --"Fahr einfach," befahl sie mir. Ich folgte dem Befehl.
Ich zögerte, sie zu fragen, weil ihr Auftreten nicht zu einer Unterhaltung einlud. Und zu fragen, könnte es erforderlich machen selbst Antworten zu liefern. Aber schweigend dahin zu fahren, wurde beklemmend und schließlich platzte ich heraus, "Also, was denken Sie, wie Kathryn sich macht?"
Sie drehte langsam ihren Kopf, um mich genau zu betrachten und ich bereute, meinen Mund aufgemacht zu haben.
"Sie meinen, jetzt gerade?" fragte sie.
"Er, äh, nein, Ma'am... ich meine insgesamt, stammelte ich, "m-mit ihrem... physischen Training und allem."
Madame Fisi schaute wieder nach vorne. "Hmpf." sagte sie unverbindlich.
"M-meinen Sie, daß sie rechtzeitig bereit sein wird?" versuchte ich. "Sollte ich bei Ihrer Hoheit um ein paar weitere Wochen nachfragen --"
"Wenn Kathryn jetzt nicht bereit ist," unterbrach Madame Fisi weich, "Dann wird sie es nie sein."
Sie drehte sich zu mir um und stellte fest, "Sie wissen, daß ich immer noch gegen all dies bin."
"J-ja, Ma'am."
"Sogar noch mehr, seit dieser Idiot Reginald niedergeschlagen worden ist."
"Das h-habe ich mir zusammengereimt, Ma'am."
"Im Zuge meiner Ermittlungen in dem Fall," fuhr sie fort, mit normaler Stimme, "habe ich Hinweise auf eine potentielle Gefahr für das Fürstentum gefunden --"
Ich sah sie überrascht an und sie schwenkte einen Finger, damit ich mich wieder auf die Straße konzentrierte. "Eine Bedrohung, Madam?"
"In der Tat." Sie verschränkte ihre Arme und ihr Haar wirbelte um ihren Kopf wie eine Wolke sibyllinischen Rauches. "Meine Quellen haben mich darüber informiert, daß Ihre Rivalen Ihrem Plan, eine weitere Erbin zurück zu Kiyanti zu bringen, auf der Spur sind. Sie werden sich vielleicht bald daran machen, ihre Positionen zu festigen. Es besteht die Möglichkeit, daß Jinjur Maihem offiziell die Erbfolge zugunsten von Vyschuss Rheummer aufgeben wird, um im Gegenzug zur Generalissima ernannt zu werden, wenn Vyschuss den Thron als nächste Fürstin besteigt."
Ich fühlte Galle in meiner Kehle aufsteigen bei diesem Gedanken. Jinjur heiraten zu müssen, wäre schlimm genug. Aber Vyschuss --?
Es gibt auch eine mögliche Verschwörung, die Fürstin zu ermorden -- und ihre Erbin," fuhr Madame Fisi fort. Sie sah mich scharf an. "Wenn wir noch länger warten, dann könnte dieser Plan genug reifen, um in die Tat umgesetzt zu werden. Sie müssen alles daransetzen, um Kathryn so sicher und so schnell wie möglich nach Kiyanti zu bringen."
Die Galle kam mit Verstärkung zurück. Meine Pfoten zitterten am Lenkrad. Ich schluckte einige Male hart, bevor ich sprechen konnte.
"Werden... Sie uns begleiten, Madame?" fragte ich hoffnungsvoll.
"Nein," sagte sie rundheraus. "Ich kann Euch besser aus den Schatten heraus helfen. Ich habe volles Vertrauen in Sie, Lieutenant. Sie sind ihr 'mlezi'. Sie dürfen niemandem von dem Planwechsel erzählen -- nicht einmal Kathryn. Zeit ist jetzt von höchster Wichtigkeit."
Dann schaute sie auf die Straße voraus und sagte mir, "Halte an der Bushaltestelle."
Ich tat was sie befahl und sie stieg aus dem Auto aus. "Ich sehe Sie am Hochzeitstag," sagte sie. Sie zeigte ihre hohlen Pfoten. "Bis dann, möge Gott Sie sicher in ihren Händen halten."
Sie trat vom Auto zurück und bedeutete mir, weiterzufahren. Ich war verwirrt, weil die Bushaltestelle mitten im Nirgendwo lag. Sie schien noch nicht mal in Gebrauch zu sein. Einige der Anschläge waren seit Jahren veraltet.
"Es ist alles in Ordnung," sagte sie, "Leonard wird mich gleich abholen. Geh zur Stadt zurück. Bereite alles vor. Erzähl Niemandem von den Dingen, die wir gerade besprochen haben."
Ich fühlte es eiskalt den Rücken herunterlaufen. Es widerstrebte mir, sie dort zurückzulassen -- schließlich war sie eine ältere Dame und wir befanden uns Meilen von irgendwo -- aber sie bestand darauf, also fuhr ich, bis ich eine breite Stelle auf der Straße fand, wo ich wenden konnte.
Als ich an der Bushaltestelle vorbeifuhr, bemerkte ich, daß Madame Fisi fort war."
(Fortsetzung folgt...)
Copyright by, Kathryn Garrison Kellogg
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