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Freds Tagebuch #37

Eintrag #37 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Kruger






"Als wir so dahinritten, versuchte ich alles einzuordnen, was gerade passiert war.


Ich sagte zu mir, daß Kathryn nichts unziemliches im Sinn gehabt hatte, als sie anbot meine Wunde zu reinigen. Es war möglich, daß sie besonders um mich besorgt war, nach meiner Erfahrung mit den Warzenschweinen, sie war halt eine fürsorgliche Person und hätte das Gleiche für jeden von uns getan. Ihre Zartheit rührte von ihrer Erleichterung her, den Warzenschweinen entkommen zu sein. Ihre Reaktion auf den Streit zwischen Horn und mir passte viel besser zu ihrem Charakter.


Und doch...


Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie mich gefesselt und geknebelt vor Madame Ngiri gezerrt sah... ich könnte mir fast einbilden zu denken, daß sie sich wirklich um mich sorgte und daß meine Zwangslage ihr wirkliche Seelenqual bereitete. Ach was, es ist viel wahrscheinlicher, daß sie nur wegen der Aussicht erschreckt war, mich als Führer zu verlieren -- hatte sie das nicht selbst gesagt?


Und doch...


Ihre tiefe Sorge um meine mißliche Lage und die Sanftheit, mit der sie mich berührt hatte -- keine Hyäne berührt einen Mann, wenn sie es vermeiden kann -- der sanfte, besorgte Ton in ihrer Stimme, als sie sich nach meinem Wohlergehen erkundigte -- und ihre Entschuldigung mich noch mehr verletzt zu haben, als sie meine Fesseln lockern wollte... keine Hyäne würde jemals --


Nun, sie ist nicht irgendeine Hyäne, sie wurde von einem Haufen Hippies aufgezogen, mit einer Bande von Nicht-Hyänen als Freunde. Sie hatte wahrscheinlich überhaupt keine Ahnung von den traditionellen sozialen Bräuchen unserer Spezies. Ich würde sicherstellen müssen, daß sie verstand, diese Art Mitgefühl zu zeigen, würde hier als Zeichen von Schwäche ausgelegt werden.


Und doch...


Fisi und Penthesilia hatten so viel Wirbel um mich gemacht, nachdem Fisi mich erwischt hatte...


Nun, ich tat ihnen wahrscheinlich leid und sie hielten es für eine Ehrensache, nachdem ich mich tapfer Madame Fisi gestellt hatte. In einer echten Schlachtfeld Situation hätten sie mich zum sterben zurückgelassen.


Hätten Kathryn und Sandy mich also den Warzenschweinen überlassen sollen? Hätte ich es vorgezogen, wenn es so gewesen wäre? Stimmte, was das eine Schwein mir gesagte hatte -- daß all das nur ein Schauspiel gewesen war, ein Test, um zu sehen, wie Kathryn so eine Situation bewältigte? Wurden wir überwacht? Und -- hatte sie den Test bestanden? Meine Stimmung fiel. Wenn ich zurückschaute, nein, sie hatte elendiglich versagt. Dies war ein sehr unglücklicher Beginn ihrer Quest, Fürstin von Rackenroon zu werden.


Was wenn... was wenn Songween entschied, daß sie keine unqualifizierte Amerikanerin mit liberalen Ideen als ihre Nachfolgerin wollte? Was dann? Könnte meine Mutter darauf bestehen, ihre bevorzugte Kandidation zu installieren? Hatte meine Mutter genug Macht über Songween, um sich durchzusetzen? Würde meine Mutter das überhaupt wollen, nachdem sie Kathryn persönlich traf? Sie hoffte, eine nachgiebige Puppe zu bekommen, die sie kontrollieren konnte, aber wollte sie jemanden, der so unfähig war, daß sie ihren Willen nicht in der Bevölkerung durchsetzen konnte, wie eine richtige Fürstin es mußte?


Eine schwache Fürstin wäre nur eine Einladung für Jinjur und Vyschuss einen Putsch zu versuchen. Daran hatte ich keine Zweifel. Kathryn würde sie so schnell wie möglich erledigen müssen, um die Bedrohung durch sie zu eliminieren und sie zum Essen einzuladen um Freundschaft mit ihnen zu schließen, würde niemals funktionieren.


Ich hatte versagt. Ich hätte sie Militärstrategie lehren sollen, nicht Geschichte und Politik. Den Zusammenhang der Situation zu verstehen, in der sie steckte, wäre hilfreich für Langzeitplanung, aber wir gingen Mitten in einen potentiellen Hurricane und mußten Präventivmaßnahmen ergreifen um unsere Leben zu retten.


Aber wirklich... wie unfähig war sie? Sie hatte Intelligenz, Witz und Courage. Ihr Aufblitzen von Temperament hatte mir das Mark aus den Knochen gesaugt. Sockenpuppe? Wohl kaum. Sie zu kontrollieren würde eine Herausforderung werden. Sie zu leiten, wäre eine heikle Angelegenheit. Zu hoffen, nicht von ihr in den Boden gestampft zu werden, eine Vollzeitbeschäftigung. Songween war selbst eine unstete Naturgewalt, aber wenigstens hatte sie den Vorteil gehabt, die Kultur zu verstehen. Kathryn würde wie eine Herde Büffel bei einer Gartenparty sein. Oder ein Baby auf einem Schlachtfeld. Und ich sollte sie unterstützen?


Und dann war da das unangenehme Versprechen, das sie mir abgerungen hatte, sie niemals anzulügen... wie würde sie reagieren, wenn sie von dem Test der Fürstin erfuhr und meine Beteiligung daran? Oder der Plan meiner Mutter für sie? Oder all die Einzelheiten, die ich vor ihr geheimhalten mußte, um sie nicht zur Unzeit aufzuschrecken, wie etwas die Möglichkeit ihrer Ermordung durch Jinjur und Vyschuss? Was mich anging, ich mußte sie als Erbin installieren, dann konnte sie mich zum Regenten ernennen, zurück nach Amerika gehen und das wäre es dann. Wenn ich sie erzürnte oder verschreckte, bevor das passierte, dann wäre ich erledigt. Es ihr sagen oder es ihr nicht sagen -- das Ergebnis würde das gleiche sein -- sie würde mich hassen, wenn sie es herausfand.


Mein Träger, Busajja, nieste und unbewußt sagte ich "Gesundheit."


"Dangche, Bwana," erwiderte das Zebra mit einem schniefen. "Die Seuche geht um."


"Wie weit ist es noch, bis zum Camp?" fragte ich ihn.


"Nichg viel weida. Üba grossen Fluß, dann das Dal runda ins Cam'. tsum Sonnenundagang sin wie da."


Nach dem Stand der Sonne schätzte ich noch eine Stunde bis dahin. Ich würde mich über die Gelegenheit zur Rast freuen, nach dem Tag den ich gehabt hatte. Ich rieb meine schmerzende Schulter und seufzte schwer.


Ich versuchte mir vorzustellen, was ich Kathryn sagen würde, sobald wir im Camp angekommen waren. Sonnenuntergang in dem Teil Afrikas war gewöhnlich um achtzehn Uhr -- da gäbe es ein Menge Zeit totzuschlagen zwischen Dunkelheit und Schlafengehen, selbst wenn man das Abendessen mit hineinnahm. Ich entschied, es wäre das Beste, den Handgelenkszwischenfall einfach nicht zu erwähnen -- Notiz an mich selbst, Handgelenk so bald wie möglich ordentlich säubern -- und daß ich versuchen sollte, ihr so bald als möglich etwas Unterricht im hiesigen Hyänenbrauchtum zu geben, um sie ordentlich auf ihre Einführung in die Gesellschaft vorzubereiten.


Ja. Das wäre das Beste. Zurück zur gewohnten Tagesordnung. Ich brauchte sie nicht wissen zu lassen, daß sie unabsichtlich am Käfig meines inneren Biestes gerüttelt hatte. Genaugenommen wäre es ihr vermutlich peinlich, zu wissen, daß ich gerade verlangend auf ihren Rücken starrte, die Art und Weise studierte, wie ihr Körper zusammen mit den schwerfälligen Schritten des Zebras schwang....


Hör auf! Hör auf! Hör auf!


Kathryn ritt in einigem Abstand zu uns. Es war offensichtlich, daß sie in Ruhe gelassen werden wollte und so fand ich mich in der Gesellschaft von Sandy und Horn. Diese beiden Schurken hatten sich schnell verstanden und sprachen über unser Abenteuer bei den Warzenschweinen. Ich war neugierig zu hören, was er ihr erzählte also bat ich meinen Träger, zu ihnen aufzuschließen.


"Siehst Du, die Hyänen halten sich mit einem eisernen Griff an der Macht," sagte Horn gerade, "und nicht jedem gefällt das. Ich bin besorgt, daß, wo Ihre Hoheit jetzt so alt ist, dieser Ort reif ist für den Zerfall."


"Eine Rebellion, meinst Du?" fragte Fräulein Sandy. Ihr Zebra zuckte mit einem Ohr.


"Rebellion, Palastputsch -- feindliche Übernahme durch einen benachbarten Herrscher; eine gefährliche Zeit hier --"


"Und lose Zungen versenken Schiffe, Mister Horn," unterbrach ich scharf.


"Hey -- meine Jungs sind vertrauenswürdig!" gab Horn indigniert zurück.


"Ihre Jungs sind uns beinahe zwanzig zu eins überlegen," erinnerte ich ihn. "Glücklicherweise haben sie keine Finger, mit denen sie ein Schwert halten oder ein Gewehr abfeuern könnten."


Ich fühlte Busajja schwer seufzen und die Ohren zurücklegen. Sandys Träger, Imara, schüttelte seinen Kopf und schnaubte, verscheuchte offenbar ein paar Fliegen. Ich wußte, sie kommunizierten mit ihrer eigenen Sprachen von Gebärden und was sie sagten, war nicht sehr schmeichelhaft für uns Hyänen.


Horn sagte Sandy nichts, was ich nicht schon selber dachte aber ich mochte es nicht, wenn laut darüber diskutiert wurde, besonders nicht in diesem besonderen Moment.


"Herr Horn, ich möchte nur, daß Sie sich ein wenig... umschauen. Wenn die Situation so ernst ist, wie Sie sagen, halten sie es dann nicht für schlau, sich besser davon zu überzeugen?"


Horn warf mir einen langen Seitenblick zu. "Ich denke nicht, daß es für diese Mädchen richtig ist, in eine Schießbude zu spazieren, " sagte er langsam. "Sie werden niemandem von Nutzen sein, wenn sie sich umbringen lassen, bevor sie Kiyanti erreichen."


"Und das zu verhindern wurden wir beauftragt," erinnerte ich ihn.


"Was? Daß sie Kiyanti erreichen?"


"Nein, Du Schwachkopf -- der getötet werden Teil!"


"Junge, es ist einfacher als sonst, Dich aufzuziehen, Macho Nne," beobachtete er mit einem Schmunzeln und betonte besonders den ungeliebten Spitznamen.


"Ich habe Dir gesagt, mich nicht so zu nennen!" schnappte ich, als die Zebras kicherten.


"Macho Nne?" wiederholte Sandy mit einem Schnauben. "Du nennst *ihn* 'macho'?"


"Es bedeutet Vierauge," sagte ich ihr kurz.


"Du solltest hören, was einige der Mädchen ihn zu Hause nennen," trieb Horn es weiter.


Ich erstickte meine zornige Erwiderung und drehte mich mit einem verärgerten Seufzen weg, sah zur Seite, um nach der Erbin zu sehen.


Ich hörte Sandy mit der Zunge schnalzen und sagen, "Ich muß mich wohl nicht weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich sage, daß ihr beiden Euch nicht besonders gut riechen könnt..."


"Ach, ich respektiere den Lieutenant wirklich," wandte Horn ein. "Er ist so ziemlich der einzige Hyänenmann, der es jemals zum Offizier gebracht hat."


"Aloysius mag die Methoden nicht, mit denen ich meine bedeutende Position erlangt habe," erklärte ich trocken.


Wie ich erwartet hatte, irritierte die Offenbarung seines Vornamens meinen Gegenüber. Mit dem Finger drohend, als Sandy amüsiert grinste, schnappte er, "Bücherwissen und Verrat sind kein Ersatz für praktische Erfahrung!"


"Sie glauben das ernsthaft?" fragte ich ihn mit Zweifel in der Stimme.


Er breitete seine langen Arme aus. "Sie waren nie mit bei einem Überfallkommando --! Sie sind eine Haushaltsdrohne!"


"Eine Drohne in einem ganz besonderen Haushalt," erinnerte ich ihn verschnupft.


Er brummte, "Ich weiß einfach nicht, ob Sie haben, was nötig ist, wenn alle Stricke reißen. Ich würde mich sicherlich nicht auf Sie verlassen wollen, wenn Sie mir in einem Kampf den Rücken freihalten.!"


"Das brauchen Sie nicht, Herr Horn," versicherte ich ihm.


"Die Welt unterscheidet sich gewaltig von ihren Lehrbüchern, Lieutenant!" schnaubte Horn.


"Und was wissen Sie schon über Bücher, Herr Horn?" bohrte ich nach.


Jetzt hatte ich ihn wirklich verärgert, weil er antwortete, "Ich weiß, daß ein weichpfötiger Schreibtischhengst wie Sie Afrika nicht mit seinem Buchhalterabschluß erobern kann. Der Kapitän vom Schachklub kann nicht das Rugby Team trainieren!"


Was Fräulein Sandy aus diesem Schlagabtausch machte, sei dahingestellt, aber Horns Kommentar traf mich ziemlich hart und ich straffte die Zügel.


"Ich bin in der Lage aus den Fehlern Anderer zu lernen," sagte ich ruhig, "-- eine Fähigkeit, die ich Ihnen sehr empfehlen kann, Herr Horn. Sie haben ihre Wunder so ziemlich aufgebraucht."


Ich hatte gehofft, er würde den Hinweis verstehen, aber er ging geradewegs an ihm vorbei. "Ja, also -- wenn ich draufgehe, dann mit erhobenem Haupt -- und nicht mit einer sauberen Uniform!" schnappte er. "All Ihre tollen Abschlüsse sind so viel wert wie ein Sack Reis, wenn alles den Bach runter geht."


"Ich hoffe doch sehr, daß meine "tollen Abschlüsse" mich obenauf halten," schnaubte ich.


"Und wie -- indem sie Ihnen einen Job in Mamis Bunker verschaffen?" konterte Horn.


Ich hielt mein Temperament so gerade eben im Zaum. "Nein -- indem sie mir Zugriff zu besseren Werkzeugen als Fäuste und Zähne geben, mit denen ich meine Schlachten austrage."


Sandy meldete sich plötzlich, "Er hat gegen meine Großmutter gekämpft und sie geschlagen, weißt Du?"


In dem folgenden Schweigen, war das einzige Geräusch, das wir hören konnten, das des Windes im Gras und der ewigen Zikaden.


"Welche... Großmutter?" fragte Trader Horn langsam.


"Madame Fisi, um genau zu sein," sagte ich leichthin und richtete meine Brille, "und es war mehr ein Unentschieden. Nachdem sie mich verwundet hatte, wollte ich weitermachen, aber sie gab auf."


Die beiden Zebras wechselten einen Blick.


"Sie... haben sich mit... Madame Fisi duelliert," sagte Horn zögernd, "und... Sie können hier... darüber sprechen?"


"Ich wollte nicht darüber sprechen," erinnerte ich ihn.


Horn, starrte in die dunstige Weite, holte tief Luft und atmete dann langsam aus, während er die Pfoten in seine Taschen steckte.


Dann gab es für lange Zeit keine Unterhaltung. Ich darf nicht vergessen, mich ordentlich bei Fräulein Sandy zu bedanken, wenn sich die Gelegenheit ergibt.




Copyright by, Kathryn Garrison Kellogg


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