Eintrag #38 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Kruger
Es gab einen spektakulären Sonnenuntergang an dem Abend, ganz in Pfirsich und Rosa und Purpur, die Sonne ging über den Indigo Bergen unter wie Feuer in den Ozean.
Wir klapperten auf einer Seilbrücke über die tiefe Schlucht eines Flusses, die Horn dann durchschnitt, mit den Worten "So. Das wird die Schweine Tage kosten, uns aufzuspüren. Jetzt sind wir sicher."
Die Mädchen, die abgestiegen waren, um die Brücke zu überqueren, starrten über die Kluft. Ich hörte Kathryn wehmütig zu ihrer Schwester sagen, "Alles, woran ich denken kann, ist "die Brücken hinter uns abreißen"..."
Sie stiegen wieder auf und wir folgten Horn etwa eine Meile lang, als wir einen Hügel bestiegen hatten und im Tal unter uns das Zeltlager sehen konnten. Es sah recht gemütlich und einladend aus in der aufziehenden Dämmerung, mit dem goldenen Licht von Laternen, die die Zelte beleuchteten und ein großes orangenes Feuer, das hell brannte. Es war nicht besonders kalt, obwohl es mitten im Winter war, aber das Feuer würde die Dunkelheit -- und was darin lauerte -- auf Abstand halten.
Ich war sehr froh, daß unsere Reise sich ihrem Ende näherte. Nach diesem Tag schmerzte mein ganzer Körper. In einem Bett zu schlafen in jener Nacht würde sich soo gut anfühlen...
"Wow," sagte Kathryn zu Horn, "Als Du "Zeltlager" sagtest, hatte ich mir etwas weniger... Vornehmes vorgestellt!"
"Das hat sich die Fürstin ausgedacht," sagte er ihr, den Ausblick mit den Pfoten umfassend. "Sie wollte, daß ihre Urenkelinnen mit Stil reisen!"
Die Mädchen lächelten sich an und als wir dem Pfad ins Tal hinunter folgten, sangen sie fröhlich "Über den Fluß und durch die Wälder, zu Großmutters Haus gehen wir!"
Als wir ankamen, wurden wir von Renchero empfangen, Horns Stellvertreter, der auf den Hinterbeinen stand und ein sehr viel auffälligeres Halsband trug, als die anderen Idube. Er war der Häuptling ihres Stammes. Er sprach mit ernster und schneidiger Stimme. "Ah, gut, Bwana!" sagte er zu Horn, "Endlich bist Du hier und die Besifazane sind sicher!" Das Wort bedeutete "Edle Damen". Renchero gestikulierte in Richtung Feuer. "Das Essen ist beinahe fertig -- macht Euch frisch! Eure Zelte sind bereit und es gibt kalte Getränke am Feuer."
"Gut gemacht, Renchero!" lobte Horn ihn.
Kathy wunderte sich lauthals, "Das ist erstaunlich, aber -- wie haben die Zebra das alles auf die Beine gestellt, mit nichts als Hufen...?
Horn winkte ihr zu. "Stell keine Fragen und Du bekommst keine dummen Antworten, Liebes," sagte er mit einem Bühnenflüstern.
Ich hätte ihr sagen können, daß die Zelte alle per Federkraft selbstaufstellend waren und sich auf Knopfdruck aufstellten, aber Horn hatte die beiden Mädchen schon in Richtung ihres eigenen Zelts entführt, was viel größer war, als irgendeines von den anderen.
Ich hörte enthusiastisches quieken und kichern und Stimmen erhoben sich in aufgeregter Freude. Als Horn sich verabschiedete, entschied ich, hineinzuschlüpfen um zu sehen, was sie so sehr fesselte.
Die Fürstin hatte sich selbst übertroffen; um Größenordnungen. Das war kein Zelt, das war ein Pavillon, komplett mit Perserteppichen auf dem bloßen Dreck, Gobelins an den Wänden, antike Möbel mit einem massiven Bett inklusive Baldachin und einem Kronleuchter, der von der mittleren Spitze des Zeltes herabhing. Ich bin sicher, es hätte auch eine Badewanne mit heißem Wasser gegeben, wenn sie gewußt hätte, wie man das auf ein Zebra packt. Mein Buchhaltergehirn zählte alle Ausgaben zusammen und bereitete mir Magenschmerzen.
Die Mädchen vergruben sich in einen enormen Korb, der in rotes Zellophan gewickelt war und überquoll von allen möglichen Sorten an Delikatessen in raffinierten Dosen und Gläsern. Ich wollte empfehlen, sich nicht den Appetit zu verderben, vor dem Abendessen, aber dafür war es schon zu spät -- Sandy hatte sich bereits ein Glas Champagner und eine Schachtel Trüffel geschnappt und Kathryn versuchte, sich zwischen den Austern und dem Haggis zu entscheiden. Sie las von der Karte, die an dem Korb befestigt war -- "'Ich hoffe, ihr beiden habt Spaß daran. Alles Gute, Die Fürstin.' Hee! Ist sie nicht süß?"
"Ich mag sie jetzt schon," stimmte Sandy zu und poppte eine weiter Trüffel in ihren Mund.
Ich trat in den Zelteingang und stand in Habacht. "Ist die Unterbringung zu ihre Zufriedenheit, meine Damen?" erkundigte ich mich.
"Oh, ganz hervorragend, Lieutenant!" versichterte Sandy mir eifrig, "Es gibt nur ein Problem -- es gibt hier drin nur ein Bett."
Ich zwinkerte und folgte der Richtung in die sie zeigte. Mein Blick schwenkte über einen bestimmten Gobelin und fror ein; ich legte meinen Kopf auf die Seite, zwinkerte schneller und entschied, daß, wenn wir nach Kiyanti zurückkehren würden, ich einige ernste Worte mit der Fürstin zu wechseln hätte, über das, was sie für eine angemessene Dekoration für das Quartier ihrer Urenkelin hielt. Vertikal aufgehängt, schien es eine Art Stammes Kalligraphie zu sein. Horizontal aufgehängt andererseits, war es eine Serie von Strichmännchen Bildern, die verschiedene Sex-Stellungen zeigten.
Sandy redete immer noch, offensichtlich meines Schocks nicht bewußt, oder glaubend, ich hätte meinen Kopf wegen ihrer Beschwerde verdreht. "Ich meine, es ist ein großes Bett und alles... Ich schätze, es war eine Verwechselung... alles ist für zwei ausgelegt, also wußte sie, daß ich mitkommen würde --"
Ich hustete höflich in meine Faust und sagte, "Es tut mir leid. Ich sehe, was ich tun kann, um --"
Ich hüpfte leicht, als Kathryn mir auf die Schulter klopfte. "Och, mach Dir keinen Kopf, Louie -- wir müssen dann halt zusammen schlafen!"
Ich hielt den Atem an und mein Hals knackte, als ich mit dem Kopf herumfuhr, um sie anzustarren. Zögerlich äußerte ich, "Sie meinen... Sie und Ihre... Schwester..."
Ihre Augen verengten sich. "Selbstverständlich. Wen hast Du denn *gedacht*, daß ich meine?"
Ich schniefte und deutete über meine Schulter. "Ich, äh... muss mich ums Abendessen kümmern," nuschelte ich mich entschuldigend und verbeugte mich rückwärts aus dem Zelt.
*
Heilige Mutter der Kadaver, was ging da vor sich? Mir kam da plötzlich die fürchterliche Ahnung, daß dies einer der abseitigen Streiche Ihrer Hoheit sein könnte, nur außerhalb jedes anständigen Rahmens. Was hatte sie davon, mich in Verlegenheit zu bringen, wenn sie nicht dabei war, um meine Reaktion zu beobachten?
Oder hatte sie versteckte Kameras angebracht, die den ganzen Spaß einfingen? Ich würde es nicht ausschließen. Ich sah mir argwöhnisch die Petroleumfackeln an, die den Weg zwischen den Zelten beleuchteten.
Oder vielleicht -- und hier rieb ich mein Gesicht vor Abscheu -- dachte sie wirklich, wir würden das Zelt und all seine *romantischen* Möbel benutzen... schließlich hatte sie mich ermutigt, Kathryn zu heiraten, bevor wir Amerika verließen....
Ich fand mein eigenes, bedeutend kleineres Zelt, und setzte mich auf das schlichte eiserne Lagerbett. Ich sah mich nach meinem Gepäck um, aber das einzige andere Objekt im Zelt, war ein kleiner Tisch mit einer Laterne darauf. Großartig -- sie hatten mein Gepäck verloren --
Dann erinnerte ich mich, einen großen Haufen Gepäckstücke auf einer Seite des Pavillons verstaut gesehen zu haben und ich stöhnte -- diese verdammten Zebras hatten wahrscheinlich einfach alles zusammen abgeladen, als sie das Zelt aufgestellt hatten.
Um meine Sachen zu bekommen, würde ich zurück gehen und mit den Mädchen sprechen müssen. Nicht jetzt, entschied ich. Vielleicht zum Dämmerschoppen. Ich fühlte mich gerade zu verlegen und unbehaglich um zu wagen, das Zelt erneut zu betreten. Ich könnte einfach draußen stehen bleiben, meine Reisetruhe rufen und sie würde -- nein, halt, sie war noch immer abgeschaltet, oder? Ich würde hineingehen und sie einschalten müssen.
Na gut, vergiß es. Ich würde mich später herausputzen. Obwohl, eine Dusche würde sich im Moment wundervoll anfühlen... mich endlich auf etwas setzend, das sich nicht bewegte, bemerkte ich wie einfach alles schmerzte.
Ich stand auf und ging hinaus, um das Badehaus zu finden, damit ich mein verletztes Handgelenk waschen könnte, wie ich Kathryn versprochen hatte. Ich schob den Ärmel hoch, um einen Blick darauf zu werfen -- das Taschentuch war verschmutzt von Blut und Serum. Ich schluckte hart, wenn ich daran dachte, wie das schmerzen würde.
Vielleicht... vielleicht sollte ich zu Sandy gehen und sie fragen, ob sie danach sieht. Schließlich hatte sie eine Ausbildung in erster Hilfe. Ich könnte sie es reinigen und verbinden lassen, während ich in den Himmel starrte und versuchte, nicht aufzuschreien.
Oder vielleicht... sollte ich Kathryn bitten, es zu tun? Schließlich schien sie recht besorgt um mich gewesen zu sein -- bevor sie drohte, mich und Horn zu töten, wenn wir nicht mit dem Streit aufhörten, heißt das. Vielleicht war sie jetzt in besserer Stimmung, nachdem sie den Geschenkekorb der Fürstin durchwühlt hatte. Vielleicht würde sie wissen wollen, wie ich mich fühlte, nach allem, was ich an dem Tag durchgemacht hatte... die versuchte Vergiftung, der Kampf, gefangengenommen und gefesselt werden, das davonrennen, die ganze davonreiten mit mir an den Ellenbogen hängend Sache... sie war doch neugierig gewesen...
Ach, ja. Ich könnte ihr sagen, daß ich mich steif und wund fühlte und eine Massage bräuchte. Nun, wenigstens der steife Teil stimmte. Ich richtete diskret meine Hose. Meine Güte, er hatte im ganzen Leben noch nicht so viel Arbeit gehabt in seinem ganzen Leben...
Ah, eine Massage... das wäre es jetzt. Zu fühlen, wie sie lässig mein Fell streichelte, meine schmerzenden Muskeln unter ihren Fingerspitzen knetete, bis ich so gelöst und entspannt war, daß alles passieren könnte...
Ich spielte das Szenario wieder und wieder in meinem Kopf durch, wobei wir beide jedes Mal mehr Kleidung verloren, bis wir uns nur in die Betttücher gewickelt herumrollten, in ekstatischem Sex... Ich stolperte über eines der Zeltseile und krachte auf den Boden.
"Alles in Ordnung, Bwana?" fragte ein Zebra, das zufällig meinen Sturz gesehen hatte. Ich setzte mich benommen auf, justierte meine Brille und nickte mit einem wegwerfenden Wink.
So ging das nicht weiter --!! Ich lenkte mich ab, indem ich durchs Lager ging und sicher stellte, daß alles in Ordnung war. Das war es, es gab nichts, worüber ich mich beschweren konnte... obwohl, ich glaube das Streichquartett, das sich hinter dem Küchenzelt einspielte, übertrieb es etwas damit...
Ich steckte meine Nase ins Küchenzelt. Das gegrillte Warzenschwein, daß sie für das Abendessen zubereiteten, roch ganz wundervoll. Ich holte tief Luft -- und nieste. Meine Nase begann fast unkontrollierbar zu laufen, verschlimmert dadurch, daß mein Taschentuch gerade als Verband für mein Handgelenk diente. Ich schnappte mir eine Serviette und benutzte sie ausgiebig. Eine Nachfrage beim Koch zeigte mir, daß keine Zutaten verwendet wurden, gegen die ich allergisch war; dann erinnerte ich mich, daß mein Zebra hatte niesen müssen und es auf eine Allergie schob und ich entschied, daß es nur auf ironische Weise Sinn machen würde, wenn wir das Lager in einer Gegend aufgeschlagen hätten, wo eine Pflanze mit entsprechendem Wirkstoff wuchs. Es hätte mich nicht überrascht, wenn Horn diesen Ort mit Absicht ausgesucht hätte.
"Da bist Du ja, Louie!"
Ich zuckte zusammen, als Kathryn zu mir herübertrottete. Sie war die letzte Person, die ich jetzt sehen wollte. Sie hielt vor mir mit den Knöcheln in die Hüfte gestemmt. "Hat sich schon jemand um Deinen Arm gekümmert?"
"Er, äh, nein --" sagte ich ihr, es mit der anderen Hand bedeckend, "Sorry, ich war ziemlich beschäftigt mit --"
"Du hast es versprochen!" erinnerte sie mich fest und streckte eine Hand nach mir aus. "Komm jetzt -- lass mich das ordentlich für Dich säubern!"
Ich wich vor ihr zurück, mein Handgelenk beschützend. "Nein, Ma'am, wirklich -- es geht mir gut! Es ist nur eine Fleischwunde --"
Sie griff nach meinem Arm, erwischte ihn und zog ihn zu ihr herüber, während sie mich ausschimpfte, "Ja, klar -- eine Fleischwunde in einem Land, wo die Bakterien das Wahlrecht haben! Lass mich einen Blick drauf werfen..."
Ich biß die Zähne zusammen und ballte meine Fäuste, als sie meinen Ärmel hochschob und vorsichtig den provisorischen Verband loswickelte. Sie runzelte die Stirn. "Ernsthaft, Lieutenant --! Es gibt einen Punkt, an dem Tapferkeit endet und gesunder Menschenverstand übernimmt! Dieser Fetzen, den Du verwendet hast, ist schmutzig! Lass mich das entfernen, damit ich das richtig verbinden kann!"
Ich stand da, mit meinem anderen Arm hinter meinen Rücken geklemmt, als sie daran arbeitete. Sie tat was sie konnte, um das Taschentuch zu entfernen, ohne mir Schmerzen zu verursachen, aber es hatte sich mit dem trocknenden Blut verkrustet. Ich kämpfte gegen den Drang zu wimmern, stoisch zu sein, aber dann grinste sie und sagte spielerisch, "Wenn man einen Verband "anlegt" -- ist das, was ich jetzt mit Dir mache "ausziehen"...?"
Ich tat einen scharfen Atemzug. Sie warf mir ein mißbilligendes Stirnrunzeln zu.
"Na, Du musst jetzt aber nicht soo schwer seufzen! Ich dachte, es wäre witzig," grummelte sie.
Sie zog mich näher an eine der Fackeln heran, um meine Wunde zu inspizieren. Sie stand so nahe, daß ihre Schulter über meine Brust strich. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich ihre Taille mit meinem freien Arm umfassen können. Oh, wie ich mich danach sehnte...
Stattdessen mußte ich meine Nase reiben, die wieder lief. Zur Hölle damit! Ich schniefte und schnüffelte und versuchte, nicht in ihr Ohr zu niesen.
"Tut mir leid, Ma'am," sagte ich zu ihr, "es ist meine Nase... irgendetwas reizt sie... *schnief*... ich weiß nicht, woher es kommt... irgendetwas blüht vielleicht..."
Sie hörte nur mit halbem Ohr zu, wenn überhaupt, als sie sanft die Wunde inspizierte. Ich konnte mein Herz jetzt schneller schlagen hören und ich fühlte mich etwas schwindlig und benommen. Ihre Mähne spiegelte etwas vom Fackellicht wieder und glänzte wie poliertes Gold. Sie ließ sich ausgiebig Zeit... stellte ich mir das nur vor, oder malte sie kleine Kreise auf meinen Arm mit ihren Fingerspitzen? Wollte... sie mich wieder lecken...?
Träge sickerten die Worte aus mir heraus. "Sieh mal... was da passiert ist... früher... draußen auf der Savanne... als Du versucht hast, zu... ähm..."
Meine Nase kitzelte und kribbelte und ich fühlte, wie mein Gesicht explodieren würde. Ich nahm einen tiefen Atemzug durch meinen Mund, um mich zu beruhigen und setzte mit leiser Stimme, fast einem Flüstern fort, "Ich... möchte, daß Du... wei..."
Ich kam nicht dazu meinen Gedanken zu beenden, weil im nächsten Augenblick Sandy zwischen uns platzte, mit einer Schüssel warmen Wassers das mit Antiseptikum versetzt war und rief "Aufgepaßt! Ausgebildeter Rettungssanitäter ist da!" Sie verspritzte eine Menge von der Lösung auf uns, als sie Kathryn zur Seite schubste und meinen Arm aus ihrem Griff schnappte. Sie verdrehte mein Handgelenk heftig, als sie es inspizierte und ich biß die Zähne zusammen und knurrte ein "AU!"
"Lass mal sehen," sagte sie brüsk. "Och, nur eine einfache Abschürfung! Nichts, womit etwas Seife, Wasser un' Neosporin nicht fertig wird -- wir haben Dich im Handumdrehen versorgt, Lieutenant!"
Sie schickte Kathryn zu ihrem Zelt zurück, um Verbandsmaterial zu besorgen, daß sie von zuhause aus mitgebracht hatte, dann fuhr sie fort meinen Arm grob mit dem Fetzen abzureiben, den sie in der Schüssel mit Antiseptikum eingeweicht hatte. So wie sie das handhabte, hatte ich das dringende Bedürfnis, es doch lieber mit den Bakterien zu versuchen.
"Ich weiß, daß Sie mich nicht mögen," sagte ich durch zusammengebissene Zähne, "Aber was habe ich getan, um diese grobe Behandlung zu verdienen?"
"Willst Du die ganze Liste, oder nur die ersten zehn?" schnappte sie.
"Ich muß sagen, ich ziehe die Krankenbehandlung Ihrer Schwester bei weitem vor," grollte ich.
"Das will ich wetten, das Du das tust," spottete sie. Dann legte sie schnell eine Hand unter meinen Ellenbogen und, mein Handgelenk mit eisernem Griff haltend, bog sie meinen Ellenbogen, bis er beinahe brach. Jemand hatte sie gut unterrichtet, in der Kunst der Folter. Ich schrie auf vor Überraschung und Schmerz, als sie ärgerlich zischte, "Sag mir, Lieutenant -- was macht Dein Gepäck in UNSEREM Zelt --?!"
Darum ging es also, eh? Ihre Unterstellung machte mich rasend und obwohl ich ihr gegenüber als hochrangige Hyäne unterwürfig sein sollte, brach ich ihren Griff mit einem Handkantenschlag meiner freien Hand und befreite meinen Arm mit einem Ruck aus ihrem Griff. Sie schnappte vor Überraschung nach Luft, als ich ihr sagte, "Ich versichere Sie, ich hatte nichts damit zu tun, wo das Gepäck gelandet ist -- ich war den ganzen Tag mit Ihnen beiden zusammen, Sie erinnern sich?"
Sie drohte mir mit einem Finger. "Oh, spielen Sie nicht den Unschuldigen, Lieutenant! Das Zelt --? Ist eine sehr teure Flitterwochensuite!"
Ich keuchte überrascht. Also hatte sie es auch gemerkt? Mein Magen rollte sich in Embryonalhaltung und ich nahm einen tiefen, ächzenden Seufzer. "Fräulein Grrsn, lassen Sie mich Ihnen versichern -- ihre Schwester zu verführen ist das letzte, woran ich im Moment denke!" sagte ich ihr. Kathryn hatte nie gesagt, ich dürfte Sandy nicht anlügen. Ich fügte hinzu, "Um genau zu sein, ist es mir nach dem Gesetz nicht erlaubt, sie anzurühren, bis nach der Hochzeitszeremonie! Falls da irgendetwas... unpassendes... mit der Dekoration in Ihrem Zelt ist, dann ist das vollständig der Eingebung Ihrer Urgroßmutter, der Fürstin geschuldet!" Ich runzelte angewidert die Stirn. "Sie hat, was wir Angestellte den Humor eines 'Puck' nennen..."
Sandy sah verwirrt aus und selbst etwas angewidert. "Warum sollte die Fürstin einen so schrägen Streich spielen?" wollte sie wissen. Ich auch.
Mit einem weiteren Seufzer erklärte ich, "Es war höchstwahrscheinlich dazu gedacht, mich aus der Fassung zu bringen. Sie denkt ich bin zu 'verklemmt' und spielt mir ständig Streiche um zu versuchen mich "locker zu machen". Es ist... nervig."
Sandy dachte eine Weile darüber nach, während ich meinen Unterarm an mich drückte. Es schmerzte jetzt mehr als zuvor. Dann tat sie etwas, das ich nicht erwartet hatte. Sie legte sanft ihre Hand auf meine Schulter und sagte zu mir, "Mann, Lieutenant... ich denke, ich schulde Ihnen eine Entschuldigung. Als ich dachte, Sie wären dafür verantwortlich, war es schon gruselig..." Dann zuckte sie zusammen, als würden Spinnen über sie hinweglaufen. "Aber zu wissen, daß es meine neunzig Jahre alte Ururoma war, ist einfach IGITT!"
"Ich stimme ihnen zu, glauben Sie mir," sagte ich zu ihr. "Ich bin froh, wenn ich meine Sachen dort so schnell wie möglich herausholen kann."
Kathryn kehrte mit dem geforderten Verbandsmaterial zurück und erklärte, daß sie sich durch den Haufen Gepäck gearbeitet hatte, um Sandys Tasche zu finden. Sie schien gar nicht auf den Gedanken zu kommen, daß da irgendein Hintergedanke dabei gewesen wäre.
Zusammen, beendeten sie die Reinigung und das Verbinden meines Handgelenks -- mit viel mehr Sorgfalt und Rücksichtnahme, das kann ich glücklicherweise sagen -- und halfen mir dann meine Sachen in mein eigenes Zelt rüberzubringen. Da sie dabei waren mir zu helfen, sah ich keinen Grund darin, die Batterie meiner Reisetruhe weiter zu entleeren. Ich will sagen, daß wir alle drei es gezielt vermieden, den pikanten Gobelin anzusehen.
Nachdem wir die Sache mit dem Gepäck erledigt hatten, begaben wir uns zum Lagerfeuer und warteten auf das Abendessen. Ich sagte zu beiden -- richtete aber meine Worte an Kathryn -- "ich möchte mich für mein Auftreten vorhin entschuldigen. Das war unentschuldbar. Ich hätte niemals so die Beherrschung verlieren dürfen. Ich bedaure auch, daß meine schlechte Einschätzung uns in ernste Schwierigkeiten gebracht hat."
Kathryn lächelte und zuckte mit den Schultern, "Du warst es, der am meisten darunter gelitten hat, Louie. Ist schon okay."
Dann senkte ich meinen Kopf und kleinlaut ergänzte ich, "Es gibt da... noch eine Sache, Euer Gnaden. Ich... möchte Ihnen danken... für das, was Sie für mich getan haben, mich vor Mama Ngiri klein zu machen. Das war... wirklich sehr schlau von Ihnen."
Ich sah sie an und dann zur Seite. "Wenn sie meinen wahren Wert gewußt hätte, dann hätte sie mich niemals freigelassen. Es hätte ihr ungeheuren Spaß gemacht, mich der Fürstin zurückzugeben, in zahlreichen kleinen Schachteln."
Kathryn erschreckte das und ihr Gesicht wurde hart und zornig. "Nun, dann hätte sie es mit MIR zu tun bekommen!" sagte sie im Grundton der Überzeugung und schüttelte die Fäuste. "Ich hätte ihr die Bedeutung des Wortes "Aporkalypse" beigebracht.
Dann nahm sie meine Hand zwischen ihre und schwor, "Ich würde niemals zulassen, daß Ihnen so etwas zustößt, Lieutenant! Versprochen!"
Ich muß sagen, ich war tief bewegt von ihren Worten und dem ernsten Ausdruck auf ihrem Gesicht, der sie begleitete. Ich senkte meine Augen. "Ich... fühle mich geehrt, Ma'am..." murmelte ich.
Mit einem Grinsen kopfte sie mir auf die Schulter und fügte hinzu, "Schließlich bist Du mein Gemahl -- niemand außer mir wird Dich umbringen!"
Was für ein... beruhigender Gedanke.
Copyright by, Kathryn Garrison Kellogg
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