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Freds Tagebuch #45

Eintrag #45 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger





Der Tag war heiß und feucht und das Gehen eine Plackerei. Nach einer Stunde schnellen marschierens, als wir uns sicher waren, daß die Hunde uns nicht mehr auf den Fersen waren, gingen wir etwas entspannter. Meine Gedanken beschäftigten sich damit, unsere Pläne neu durchzurechnen, und berücksichtigten dabei diese neuen und unangenehmen Entwicklungen.


Horn hatte sich ausgerechnet, daß wir drei Tage brauchen würden, um Kiyanti zu erreichen, indem wir seine Abkürzung nahmen. Ich bezweifelte ernsthaft diese Einschätzung. Die gerade Route mochte vielleicht kürzer sein, aber zu Fuß, mit unserem Gepäck, durch rauhes Gebüsch, das unbekannte Gefahren verbarg -- von denen eine eine Hyäne in voller Hitze war...


Ich machte eine Entdeckung -- und zwar, egal wie sehr Du denkst, daß Du jemanden begehrst, es gibt den Punkt, an dem Verlangen zu Ablehnung und dann Widerwillen wird. Dieser Punkt kam für mich, als Kathryn damit fortfuhr, Narren aus uns beiden zu machen, indem sie mich erbarmungslos herumjagte bis wir es schafften, sie in meiner Truhe zu fangen, indem ich hindurch lief und Horn und Sandy den Deckel zuschlugen, als sie versuchte, mir zu folgen. Diese Wendung der Geschehnisse gefiel ihr überhaupt nicht, das kann ich Dir versichern. Ich stellte mich taub gegenüber ihren Bitten, Drohungen und Verwünschungen. Und während es mir etwas Zeit gab, zu Atem zu kommen, fand sie mein Tagebuch zwischen meinen anderen Dingen stecken und verspottete mich mit der Drohung, es zu lesen, wenn ich nicht die Truhe öffnete und sie frei ließ.


Natürlich war mir das peinlich, besonders als sie einige meiner Babybilder fand, die ich zwischen die Seiten gepresst hatte, mit der Absicht, sie ihr zu zeigen, wie unsere zukünftigen Nachkommen aussehen könnten; aber ich wagte es nicht sie herauszulassen, aus Furcht, sie würde wieder versuchen, sich auf mich zu stürzen. Letzten Endes allerdings, hatte sie Erfolg damit, mich zu überzeugen, die Truhe aufzusperren, indem sie mich an der Kehle packte, als ich mich während eines Streites betreffend ihres Sinns für Anstand und Respekt beim durchwühlen meines Privateigentums etwas zu dicht über das Loch beugte, das ich in den Deckel gehackt hatte.


Nachdem ich sie herausließ, entschied sie jedoch, daß es ihr egal war, wollte mal Cabrio fahren und machte in der Truhe ein Nickerchen, während Horn, Sandy und ich weitertrotteten mit den Rucksäcken auf den Rücken. Ich schwöre, ihrer wog hundert Pfund, alles Dosen, die sich bei jedem Schritt in meinen Rücken bohrten. Zusammen mit der drückenden Hitze war ich am Mittag genauso bereit wie sie in das Wasserloch zu springen, zu dem Horn uns führte -- aber das zu tun wäre dämlich gewesen, da wir nicht wußten, welche Gefahren darin lauern mochten. Ich versuchte sie davon abzuhalten, aber Sandy schob mich einfach mit einem kurzen schnauben aus dem Weg und bald darauf tobten die drei unbekümmert herum, während ich am Ufer saß und auf jede mögliche Weise kochte. Ich bereitete etwas Essen für die Mädchen zu aus dem Inhalt von Kathys Rucksack, während ich versuchte meine Gedanken davon abzulenken, wie gerne ich schwimmen gegangen wäre, alleine, vorzugsweise nackt, zusammen mit Kathryn in einem bestimmeten von Farn gesäumten Teich oben in den Hügeln hinter Kiyanti. Schließlich, als all die Aufregung sich gelegt hatte, fand mein Gehirn zurück zu seinem normalen Zustand, vielleicht etwas beflügelt von Neid darüber, wie sie und Horn herumplantschten.


Während sie im Wasser Spaß hatten, jauchzend und johlend, nutzte ich die Gelegenheit, meine Sachen neu zu ordnen und mein Tagebuch zu ergänzen, die Geschehnisse des Morgens zu beschreiben, hoffend, daß es aufzuschreiben, es aus meinem Kopf entfernen würde.


Das tat es nicht. Es machte Alles nur noch schlimmer, denn als Kathryn endlich aus dem Teich stieg, waren ihre Kleider so eng an ihren nassen Körper geklatscht, daß es absolut nichts der Vorstellung überließ, ausgenommen vielleicht, die genaue Anordnung ihrer Flecken. Sie schien es überhaupt nicht zu bemerken, aber ich tat es, und ich kämpfte darum meine Fassung zu bewahren, als ich das Essen servierte. Es war reine Folter und schließlich, ohne mich zu entschuldigen, machte ich einen langen Spaziergang ganz um den Teich herum, dachte daran hineinzuspringen und meine Kopf abzukühlen. Vielleicht würden alle meine Probleme verschwinden, wenn ich lange genug unten blieb.


Ich starrte mein Spiegelbild an. Das Gesicht, das aus dem Wasser zurückschaute, sah so ruhig und emotionslos aus, diese perfekte Maske, die ich trug, um den Sturm zu verbergen, der in meinem Kopf tobte.


Ich hatte nicht um irgendetwas davon gebeten. Mein ganzes Leben wurden mir Dinge aufgeladen und von mir wurde erwartet, perfekt zu funktionieren, immer in Gefahr für meine Fehler bestraft zu werden. Das hatte mir einen starken Sinn für Pflichterfüllung gegeben und den Wunsch bei allem, was ich tat der Beste zu sein, es hatte mich aber auch unter enormen Druck gesetzt.


Ich war an diesem Tag nahe daran, zu zerbrechen. Ich gestehe, ich ließ mir den Gedanken an Selbstmord von Zeit zu Zeit durch den Kopf gehen, wie ein Notventil um Dampf abzulassen, ohne jemals wirklich den Wunsch zu haben, es auch zu tun -- aber in diesem Augenblick, kam mir der Gedanke an Alles, was sich auf meinen Schultern türmte, an all die Erwartungen und Verantwortungen... das Gewicht der Welt im wahrsten Sinne des Wortes... der undankbare Job, den ich würde ausfüllen müssen -- und wofür? Meine Arbeitsplatzbeschreibung war "Wie sie wünschen, Ma'am" und meine Belohnung für gute Arbeit war mehr Arbeit, während die Strafe für versagen der Tod war. Das kühle, grüne Wasser sah so einladend aus.


Nur ein paar Minuten, und alles wäre fort -- die Arbeit, die Forderungen, die Brigade, der Vertrag, die Terror Zwillinge, die Fürstin, meine Eltern... ich würde mir um nichts davon jemals wieder Sorgen machen müssen.


Aber dann dachte ich an Sie. Nein, nicht was Du denkst. Ich dachte an Kathryn, in dieses verrückte Chaos gestoßen, mit weit weniger Training als ich es hatte, gegen ihren Willen gezwungen, das Beste daraus zu machen. Sicher, sie könnte einfach verzichten, theoretisch -- aber ich wußte tief in meinem Inneren, sie würde sich der Verantwortung nicht entziehen können, nicht mehr als ich es könnte. Und es war meine Schuld, daß sie hier hineingeraten war. Was für ein Recht hätte ich, sie jetzt im Stich zu lassen?


Und ich entschloß mich, nicht zu sterben -- zumindest nicht durch meine eigene Hand. Ich würde leben, für sie.


Ich drehte mich um und marschierte zurück zum Lager.





Copyright by, Kathryn Garrison Kellogg

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